Danke für den Haarschnitt: Ein Kinoabend in Hollywood mit „Caged“ und „Big House USA“

3. Mai 2012

In der FAZ von heute berichtet Verena Lueken von einem Abend in der American Cinemathèque in Los Angeles.

„Das aktuelle Kinoprogramm in Hollywood hatte nicht viel zu bieten dieser Tage. Deshalb schauten wir bei der American Cinemathèque vorbei, die seit einiger Zeit im alten Egyptian Theatre am Hollywood Boulevard Quartier bezogen hat. Es ist ein heruntergekommener Straßenblock, an dem das einst berühmte Kino liegt.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.05.2012, Nr. 103, S. 29 – nicht im Web)

Geboten wurde ein Double Feature mit John Cromwells „Caged“ aus dem Jahr 1950 sowie von 1955 „Big House U.S.A.“ von Howard W. Koch. Eindrücklich beschreibt Verena Lueken die Reaktionen der versammelten Fangemeinde des Film Noir:

„… der Moderator will noch sichergehen, dass der folgende Film „Caged“ keinesfalls, was der Serientitel nahe legen könnte, in die Rubrik Camp gehöre [wie er als DVD vermarktet wurde – siehe Cover unten], und dann geht es endlich los, unter dem Beifall der Zuschauer, die schon im Vorspann jedem Namen applaudieren. So wie in den späten Siebzigern bei der „Rocky Horror Picture Show“…

Tatsächlich geht es zwar um „Babes behind bars“ (Mädels hinter Gittern), aber Cromwells Film ist ohne jede Anzüglichkeit, unsentimental, fast dokumentarisch in seiner Schilderung von Korruption, Sadismus und dem Scheitern aller Reformbemühungen in dem Frauengefängnis, in dem er spielt.

Die Leute, die an diesem Abend gekommen sind, müssen den Film viele Male gesehen haben. Sie kennen jede Wendung, jede Dialogzeile, aber sie japsen immer noch vor Schreck, wenn Eleanor Parker von Hope Emerson der Kopf geschoren und sie in Einzelhaft gesteckt wird. Doch mit der Hauptdarstellerin wird auch das Publikum härter. „Thanks for the haircut“, flüstern fünfzig Stimmen, als Eleanor Parker sich mit diesem Satz aus dem Gefängnis verabschiedet, und man würde sich nicht wundern, stiegen diese fünfzig nach der Vorstellung wie die einst Naive zu ein paar Kleinkriminellen ins Auto, um auf Diebestour zu gehen.

Doch alle bleiben für „Big House U.S.A.“ sitzen. Der Moderator hatte ihn als den „brutalsten Film der Fünfziger“ angepriesen…““ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.05.2012, Nr. 103, S. 29 – nicht im Web)

 

Beide Filme sind in den USA als DVD erhältlich. „Caged“ ist zwar vergriffen, aber über diverse Shops oder in der Box „Cult Camp Classics 2“ von Warner noch lieferbar.

„Big House U.S.A.“ ist unter dem MGM-Label bei Warner Archive als MOD-Version auf DVD-R erschienen, lieferbar über amazon.com. Allerdings ist diese Fassung mangelhaft, da das falsche Format gewählt wurde, open matte statt 1,75:1, wie der Film eigentlich vorgeführt werden sollte. Damit geht die Cadrage des Kameramanns verloren.


Film Noir Classic Collection Vol. 4

25. Juli 2007

Die Publikationsoffensive von Warner geht weiter – allein in diesem Jahr sollen 200 DVD erscheinen. Ende Juli werden 10 klassische Films Noirs, darunter einige sehr seltene, in den USA als Box herausgegeben. Die „Film Noir Classic Collection Vol. 4“ (Regionalcode 1,2,3,4) wird folgende Titel enthalten: Decoy (1946), Act of Violence (1948), They Live by Night (1948), The Big Steal (1949), Mystery Street (1950), Side Street (1950), Tension (1950), Where Danger Lives (1950), Crime Wave (1954) und Illegal (1955) von Regisseuren wie Nicholas Ray, Anthony Mann, Fred Zinnemann, Andre de Toth, Lewis Allen, Don Siegel, John Farrow, Jack Bernhard, John Berry und John Sturges.

Alle Filme sind digital restauriert und werden von Spezialisten für den Film Noir kommentiert, u.a. von Drew Casper, Alain Silver, James Ellroy, Eddie Muller, Stanley Rubin und Glenn Erickson. Genauere Angaben gibt DVD Beaver:

„I think for anyone who loves film this is one of the essential DVD boxsets.“ (Gary Tooze)

Nachtrag: Hier die Presserklärung vom 16.4.2007 zu dieser Edition:

„These films are as irresistible as any film noir „femme fatale,“ says George Feltenstein, WHV’s Senior Vice President Theatrical Catalog Marketing. „Here we are in the fourth wave, and we still have the ability to select any number of well-known and cult favorites from the incomparable libraries of Warner Bros., RKO and MGM. WHV is proud to have contributed to the rediscovery of film noir by new generations through the huge popularity of our DVD Noir collections.“

Hervorzuheben sind bei dieser Gelegenheit Leute wie George Feltenstein, die hinter solchen herausragenden Editionen stehen und mit ihrer jahrelangen Erfahrung zu solchen Erfolgen beitragen. George Feltenstein hat, ähnlich wie die Criterion Collection, eine lange Praxis schon seit den Zeiten der Laserdisc und damit maßgeblich zum hohen Niveau der Warner-DVDs beigetragen. Hier ein Interview mit ihm über seine Editionspraxis: „A Classic Act: George Feltenstein and the Crown Jewels of Warner Home Video“ (David Krauss, Digitally Obsessed).

Außerdem: „A Robert A. Harris Interview: Warner Home Video’s George Feltenstein“:

„Although almost a household name to the minions of laserdisc aficionados during their reign, George Feltenstein’s work is just becoming known to the newer and much larger DVD audience, who will shortly be viewing him as the laserdisc audience has in the past, as one of the heroes of the home video world.“ (Robert A. Harris)


MGM Film Noir

12. Juli 2007

„Four Films Noirs“ heißt das neues Thema von Dave Kehrs DVD-Kolumne in der New York Times. Er feiert 4 unabhängig produzierte Filme, ursprünglich von United Artists verliehen und jetzt von 20th Century Fox Home Entertainment in restaurierten Fassungen auf DVD unter dem Titel „MGM Film Noir“ veröffentlicht:

“ Digging into the murky depths of the United Artists film library, MGM Home Entertainment has come up with four significant films noirs, all independent productions released in the ’40s and ’50s…

… [“Kansas City Confidential“] slipped into the public domain and has been available only in terrible prints through budget DVD distributors. But now MGM has returned to its original elements and produced a copy that is an immeasurable improvement over what had been available…

… The other two Robinson films need less introduction: Fritz Lang’s “Woman in the Window” (1944) and “The Stranger” (1946), directed by Orson Welles. Again these are films that have circulated for years in substandard copies but are presented here in versions very close to the original materials…

… “The Stranger,” in a radiant new print, gains most in this collection. Long and, to me, unaccountably dismissed by Welles scholars for being too “commercial,” it may be Welles’s most explicitly political work, made at a time when his activism was at its height..“ (Dave Kehr)

Der vierte Film in der Reihe ist Lewis Allens „A Bullet for Joey“ („there had to be one minor title, didn’t there?“ – Dave Kehr). Trotzdem lautet sein Resume:

„What makes this group remarkable is that both “The Stranger” and “Kansas City Confidential” are out of copyright and have been subjected to two decades of crummy public domain releases; seeing these crisp new transfers from original elements in the UA library is like seeing them both for the first time.“ (Dave Kehr)

Um die aufgeführten Studionamen etwas zu entwirren, hier eine Information aus PREMIERE

Den Rest des Beitrags lesen »