
Am Ende der Berliner Filmfestspiele erlebt Lotte Reinigers Scherenschnittfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed„ sein großes Comeback in Schinkels altem Schauspielhaus, dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Aufgeführt wird der Film mit der originalen Filmmusik von Wolfgang Zeller.
„Bei der Musik zu »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« handelt es sich um die Originalpartitur von Wolfgang Zeller, bearbeitet für Kammerorchester von Jens Schubbe. Zeller fügte seinerzeit die Musik nicht etwa allen fertigen Szenen hinzu, sondern umgekehrt wurden Teile der Geschichte auf die schon vorhandene Musik hin entworfen, um möglichst große Synchronität zu erzielen. Musik und Film verschmelzen auf diese Weise zu einem Gesamtkunstwerk. “ (Konzerthaus)
„Prinz Achmed“ ist ein originär Berliner Film. Seine Schöpferin, Lotte Reiniger hat hier ihre Technik des Scherenschnittfilms erfunden. Sie lernte 1915 als Sechzehnjährige in der Berliner Singakademie den Filmregisseur Paul Wegener kennen. Sie ließ ihn nicht mehr los, machte Titelumrahmungen und später Scherenschnitte für die Zwischentitel seiner Stummfilme. Wegener vermittelte sie bald an eine Gruppe junger Enthusiasten um Hans Cürlis, die ein experimentelles Filmstudio für wissenschaftliche Filme betrieben:
“ … dies Mädchen, die macht mich wahnsinnig, die will erst Filme machen. Ihr habt doch da so einen Tricktisch, lasst die doch einmal eine von ihren Figuren da drauflegen und versuchen, es muss doch auch gehen.“ (Lotte Reiniger)
Nachdem sie dort mit virtuos gestalteten Kurzfilmen ihren Stil vervollkommnet hatte, wurde ein Bankier auf sie aufmerksam.
„Ja, ja er sah mich da rumpupeln im Institut an meinen kleinen Filmen und da sagte er zu mir: „Wollen sie mal einen Langfilm machen?“ Ja, lieber Herr, das ist noch nicht dagewesen und das kann man nicht so. Wie stellen Sie sich das vor? Die Versuchung war zu groß und er wollte, dass wir das in seinem Haus machen und wir gingen dann darauf ein und zu ihm nach Potsdam. “ (Lotte Reiniger)
Dort, in einem Atelier über der Garage des Bankiers, entstand dann in 3 Jahren hartnäckiger Arbeit nicht nur der bedeutendste Silhouettenfilm überhaupt, sondern auch der erste abendfüllende Trickfilm der Filmgeschichte, „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. 250.000 Einzelbilder wurden dafür aufgenommen, 100.000 davon im Film verwendet.
„Zunächst wurde der Prinz Achmed gezeichnet… Dann wurde er so gebaut, aus Draht, Pappe und gewalztem Blei, dass er seine Funktionen in dem Schattenspiel beweglich und überzeugend ausführen konnte… Nun wurden Unmassen von Pauspapier gekauft, um ihm seine Umwelt zu gestalten… Dekoration auf Dekorationen: Schlösser, Wolken, Wälder und Meere, Landschaften und Zauberhöhlen häuften sich um ihn.“ (Lotte Reiniger).
Am 3.9.1926 war dann Premiere im Gloria-Palast am Kurfürstendamm. Nach einer UFA-Wochenschau, der Ouvertüre zu „Rosamunde“ (Die Zauberharfe) von Franz Schubert und einem Tanzgastspiel von Valeska Gert bekam das Berliner Publikum dann den Silhouettenfilm „Die Geschichte des Prinzen Achmed“ zu Gesicht, der 3 Jahre lang über einer Garage in Potsdam entstanden war.
Die DVD ist als Band 1 der Lotte-Reiniger-Werkausgabe bei absolut Medien erschienen:
„Die DVD enthält die vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main restaurierte Fassung mit zwei Einspielungen der Filmmusik von Wolfgang Zeller durch das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Helmut Imig und – in einer neu arrangierten Fassung – durch das Schweizer Quintett I Salonisti.“ (absolut Medien)