Der Wissenschaftsrat hat sich in seinen „Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Kommunikations- und Medienwissenschaften in Deutschland“ auch explizit zur Lage der Archivierung von audiovisuellen Medien in Deutschland geäußert (S. 53-56). Die Darstellung beruht auf dem Aufsatz von Dirk Leuffen und Stephan Alexander Weichert: „Versendetes Kulturgut. Plädoyer für ein audiovisuelles Medienarchiv“.
„Mit der Entwicklung audiovisueller und neuerdings digitaler Medien stellt sich die Frage, wie das in dieser Form vorhandene Wissen gespeichert werden kann, mit anderen Worten die Frage der Neuorganisation des kulturellen Gedächtnisses. Bisher ist in Deutschland das Grundsatzproblem der Archivierung solcher Medien weithin noch ungeklärt, auch wenn sich in unterschiedlichen Bereichen bereits Teillösungen entwickelt haben. Im internationalen Vergleich betrachtet hat Deutschland die Frage der Archivierung anderer als der etablierten, im Wesentlichen buchgestützten Text- und Bildmedien bisher deutlich vernachlässigt.“
… „Bis heute gibt es in Deutschland weder eine „Clearing-Stelle“, die die Vielzahl der Medienarchive
koordinieren könnte, noch ein zentrales deutsches Medienarchiv. Ein dem DRA [Deutsches Rundfunkarchiv Babelsberg] vergleichbares Archiv zur systematischen und umfassenden Speicherung der bundesrepublikanischen audiovisuellen Medienkultur fehlt.“ (Wissenschaftsrat)
Man kann den Bericht des Wissenschaftsrats als eine Aufforderung zu handeln an das Bundesarchiv/ Filmarchiv, die öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF und an die DNB verstehen. Besonders die mangelnde Zugänglichkeit der Fernseharchive steht im Mittelpunkt der Kritik (S. 101-106, vgl. dazu auch Archivalia).