Richard Widmark Essentials

31. März 2008

Dave Kehr hat am Samstag in der New York Times die 7 wichtigsten Filme mit Richard Widmark auf DVD herausgestellt. In seinem Blog schreibt er dazu:

… a great and underrated actor, who introduced such novel elements as cowardice, callousness and painful vulnerability to the range of Hollywood star acting, who found a Method intimacy without Method mannerisms, whose presence added so much to some of the great auteur films of the 50s and 60s: “Slattery’s Hurricane,” “Night and the City” (above), “Pickup on South Street,” “The Cobweb,” “Two Rode Together,” “Twilight’s Last Gleaming.“ (Dave Kehr)

Die Filme auf DVD (Originalausgabe und deutsche Ausgabe)


Wer keinen Pass hat, ist ein Hund

29. März 2008

In der Schweiz ist Bruno Molls Film über Bertolt Brecht in der Schweiz auf DVD erschienen. „Wer keinen Pass hat, ist ein Hund“ entblättert das besondere Verhältnis des Schriftstellers zu diesem Land. Es ist vor allem ein Film über das Exil. Deshalb steht am Anfang auch der spezielle Bücherfreund Dr. Joseph Goebbels: „Der kommende deutsche Mensch wird nicht nur ein Mensch des Buches, sondern auch ein Mensch des Charakters sein. Und dazu wollen wir euch erziehen. Und deshalb tut ihr gut daran um diese mitternächtliche Stunde, den Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen.“ – darunter auch die Werke Brechts.

„Warum die Schweiz? Für Regisseur und Zeitzeuge Ettore Cella war Brechts Entscheid verständlich. Er war ein deutscher Dichter, er wollte, dass seine Sprache verstanden wird. Überdies war die Schweiz nach dem Krieg der einzige Ort, in dem Theaterhäuser in deutscher Sprache nicht geschlossen beziehungsweise zerbombt waren. Brechts Entscheid hing vielleicht auch mit Erinnerungen ans Tessin zusammen, die erste Station seines Exils, 1933, oder mit seinen Erinnerungen an Uraufführungen einiger seiner bedeutendsten Stücke während des Krieges. Max Frisch hierzu: «Ich erinnere mich, wie ich Brecht im November 1947 wenig Tage nach seinem Eintreffen in Europa zum ersten Mal gesehen habe, in der kleinen bücherreichen Wohnung von Kurt Hirschfeld, Dramaturg des Zürcher Schauspielhauses, das drei Brechtstücke uraufgeführt hat: 1940 ‹Mutter Courage›, 1942 ‹Der gute Mensch von Sezuan›, 1943 ‹Galileo Galilei›. Brecht sass da, wie man ihn von wenigen Fotos kannte, auf der Bank ganz in der Ecke. Grau, still, schmal, wach, etwas verkrochen. Ein Mann in der Fremde, die aber wieder seine Sprache spricht.“ („Brecht war ein Sans-Papiers!“. In: Vorwärts, 11.8.2006, S. 7)

Ein Film, in dem nicht die historischen Fakten im Vordergrund stehen, sondern die Stimmungslage, in denen sich Brecht in diesen Zeiten des Exils befand – mit Benno Besson, Alois Bommer, Ettore Cella, Andreas Kriegenburg, Regine Lutz, Bruno Margadant, Valeria Steinmann, Halard Thor und Werner Wüthrich.

Die DVD-R kann bei artfilm.ch, dieser erstklassigen Website zum Schweizer Film, direkt bestellt werden. Zu Brecht in der Schweiz siehe auch „Bertolt Brechts vergessenes Zürcher Arbeitsdepot entdeckt“ (FAZ.net, 2. Oktober 2003)


Macunaima – Werkausgabe Joaquim Pedro de Andrade

26. März 2008

Carlotta hat die restaurierte Fassung eines Klassikers des brasilianischen Cinema Nôvo herausgebracht, „Macunaima“ von Joaquim Pedro de Andrade:

„Andrade … gilt als „Vater“ des Cinema Novo, der Erneuerungsbewegung im brasilianischen Film, die in den 50er Jahren begann. Ziel des Cinema Novo war vor allem, sich vom Hollywood-Kino und dessen Macht auf ästhetischer und thematischer Ebene zu lösen und eine eigenständige Filmsprache zu entwickeln, um die Werte und Gedanken der brasilianischen Kultur auszudrücken.

Sein bekanntestes Werk ist MACUNAÍMA (1969), die Verfilmung eines gleichnamigen Romans des brasilianischen Schriftstellers Mário de Andrade. Der Film erzählt die surreale Fabel eines Brasilianers namens Macunaíma. Als Erwachsener mit schwarzer Hautfarbe geboren, mutiert er auf seinem Weg vom Busch in die Stadt mit Hilfe einer magischen Quelle zum Weißen, um nach makabren Abenteuern wieder im Urwald unterzutauchen… Im Weg dieses Simplizissimus durch den Dschungel des Lebens manifestiert sich ein parabelhaftes Lehrstück über Macht und Unterdrückung.“ (kinolatino.de)

Ausführliche Würdigung des Film in „Macunaima, the eternal outsider – 1969 Brazilian film – Strangers on the Screen“ von Antonio Rodriguez im UNESCO Courier.

Die DVD mit der portugiesischen Originalfassung hat englische Untertitel und bietet neben einer Einführung und einem kurzen Bericht über die Restaurierung des Films (15 Min.) zwei weitere Filme von Joaquim Pedro de Andrade, den Kurzfilm „Couro de Gato“ (Cat Skin, 1960), in dem Kinder während des Karnevals Katzen fangen und an Hersteller von Trommeln verkaufen, und eine halbstündige Dokumentation über das Cinema Nôvo von 1967 für das ZDF .

Die Cinemateca Brasileira hat aber nicht nur „Macunaima“, sondern auch die anderen Werke von Joaquim Pedro de Andrade mit Unterstützung des Konzerns Petrobras restauriert. Ein ausführlicher Bericht über diese Arbeit findet sich auf der Website Filmes do Serro (portugiesisch). Carlotta Films in Frankreich hat diese 14 Filme aus der Zeit von 1959 bis 1981 auf 5 DVDs als Andrade: Coffret Intégrale veröffentlicht – mit englischen Untertiteln.


Le Temps du Ghetto

20. März 2008

Bei den Editions Montparnasse erscheint „Le Temps du Ghetto“ von Frédéric Rossif auf DVD. Dieser vielgesuchte Film über den Warschauer Ghettoaufstand und die folgende Zerstörung und Ermordung Zehntausender war bisher nur als VHS-Video bei den Editions René Chateau in Frankreich oder bei Blakman in Argentinien erschienen.

Der Film von 1961 besteht ausschließlich aus Dokumentarmaterial, d.h. aus Filmaufnahmen, die die deutschen Besatzer selbst gedreht haben, sowie aus Zeugenaussagen Überlebender. Rossifs Werk war einer der ersten Filme, der im Westen diesen Aufstand breit bekannt gemacht hat.

« Tous les documents que vous allez voir, films et photographies, furent pris dans le ghetto de Varsovie, sur ordre de Goebbels, par les Allemands eux-mêmes.Tous les témoins que vous allez entendre sont des survivants du ghetto de Varsovie que nous avons retrouvé et qui expriment leurs souvenirs personnels dans leurs propres mots.Certains ont choisi de parler au temps présent, d’autres au passé, nous avons respecté leur volonté.Tous les faits sont extraits d’archives, de mémoires, de lettres, de rapports rédigés sur place.Tout est vrai, nous n’avons rien reconstitué » (Rossif)

„Le Temps du Ghetto“ ist Rossifs erster langer Kompilationsfilm, eine Form, für die er bekannt geworden ist, u. a. auch mit den folgenden Arbeiten „Mourir à Madrid“ oder später „De Nuremberg à Nuremberg“ (jeweils auch als DVD bei E.M.) – alles Klassiker dieses Genres, die oft zum ersten Mal in der Öffentlichkeit verdrängte Themen aufgegriffen haben, wie z. B. den spanischen Bürgerkrieg in der Zeit des Kalten Kriegs mit „Mourir à Madrid“ (1963) .

Leider sind, wie so oft bei den Editions Montparnasse, wieder einmal keine englischen oder deutschen Untertitel enthalten, was den großen Kreis der Interessierten unnötig einschränkt.


Zweimal Abel Gance

17. März 2008

Flicker Alley hat nun die beiden vorher schon avisierten Stummfilme von Abel Gance (Info) auf DVD angekündigt, den Antikriegsfilm „J’accuse“ (150 Min.) von 1919 (Info) und einen der bedeutendsten Klassiker der Filmgeschichte, „La roue“ (273 Min.) von 1923.

„J’accuse“, ein früher pazifistischer Film, war seit 1922 nur in einer gekürzten und umgeschnittenen Fassung aufgeführt worden. Lobster Film hat in Zusammenarbeit mit mehreren Filmarchiven versucht, die ursprüngliche Fassung von 1919 wiederherzustellen:

„Lobster Films Studios, Paris, working in collaboration with Netherlands Filmmuseum have culled materials from the Lobster Collection, the Czech archive in Prague, the Cinematheque Francaise, and the Netherlands Filmmuseum to make the best possible and most complete edition of the original 1919 edit of the film.“ (Flicker Alley)

Über die Bedeutung der beiden Versionen von „J‘ accuse“ (1919 und 1937) im Werk von Abel Gance siehe Laurent Véray: Abel Gance, cinéaste à l’œuvre cicatricielle. In: 1895. Über die verschiedenen Versionen von „J‘ accuse“ (1919) und die Rolle Nelly Kaplans siehe criterionforum.org (Abel Gance).

Über die neue Fassung von „La roue“ mit 273 Minuten Laufzeit gibt es noch keine genaueren Informationen (bisher war nur eine VHS-Kassette mit 130 Minuten Laufzeit erhältlich). Die DVD-Edition wird den Kurzfilm über die Dreharbeiten „Autour de La roue“ von Blaise Cendrars enthalten, der damals Assistent von Abel Gance war.

Jeff Massino, der Gründer von Flicker Alley, berichtet über seine kleine Firma, für die er sich mit David Shepard von Blackhawk Films und Eric Lange und Serge Bromberg von Lobster Films zusammengetan hat, in diesem Interview.


Lake of Fire

14. März 2008

In dieser Woche ist ein markanter Dokumentarfilm zum Thema Abtreibung in den USA auf DVD erschienen. Der zweieinhalbstündige Schwarzweiß-Film „Lake of Fire“ von Tony Kaye lässt die ganze Breite der kontroversen Positionen in den USA zu diesem Thema zu Wort kommen und stellt sie auf die Probe, indem er Abtreibung und ihre große Belastung für die betroffenen Frauen zeigt. Es gelingt ihm, den Zuschauer selbst herauszufordern.

„A personal, self-financed project by British helmer Tony Kaye, „Lake of Fire“ reps an extraordinary docu achievement. Handsomely filmed on silvery 35mm and high-definition by Kaye himself, the shrewdly edited pic balances a full spectrum of views from all sides of the abortion debate without obviously taking a position itself. Blending ethical philosophy, human drama and disturbing images of dismembered fetuses, pic compels auds to reassess their own feelings about this contentious issue.“ (Leslie Felperin in Variety) (siehe auch die kritische Sicht des Films von Manhola Dargis in der New York Times).

Die DVD ist in den USA lieferbar.


Chris Marker 2

13. März 2008

Einige der von Arte in Frankreich angekündigten Filme von Chris Marker (Les sixties) und einen weiteren gibt es schon jetzt in den USA in englischer Fassung oder mit englischen Untertiteln als Kauf-DVD – exklusiv im Wexner Center Store. Diese Filme wurden bisher nur zu den hohen Preisen des „educational market“ mit nichtgewerblichem Vorführrecht von First Run Icarus Films angeboten. Es handelt sich um folgende Titel:

Das Wexner Center for the Arts in Columbus, Ohio ist bereits mit zwei Ausstellungen zur Photographie und zu den Multimedia-Arbeiten von Chris Marker hervorgetreten und vertreibt dieses DVDs exklusiv über seinen Museumsshop. First Run Ikarus Films wird sie erst später auf dem Kauf-DVD-Markt anbieten.


Paul Otlet

12. März 2008

Paul Otlet (dt. / engl. Biographie) hat bereits in der analogen Welt der dreißiger Jahren das Internet mit seiner Hypertext-Struktur vorausgedacht. Er war ein Vorläufer solcher Pioniere wie Vannevar Bush und Ted Nelson. Über diesen Utopisten und Begründer der Dokumentation gibt einen interessanten belgischen Dokumentarfilm von Françoise Levie, die auch ein Buch unter demselben Titel veröffentlicht hat: L’HOMME QUI VOULAIT CLASSER LE MONDE (The Man Who Wanted to Classify the World). Kevin Kelly stellt den Film in seinem Blog „True Films“ vor:

„… his most amazing invention (in retrospect) was his invention of hypertext, multi-media, and the web. He didn’t use these words of course. He called it the International Network for Universal Documentation. In his 1934 „Treatise of Documentation“ or „The book on the book“ he lays it out:

‚Before our very eyes an immense machinery for intellectual work is being constructed. This machinery will serve as a veritable mechanical and collective brain. A universal publication system condensing all of the fragmentary and individual data and kept constantly up to date must be assembled for each branch of the sciences and other activities. This network must link production centers distributors and users. Any person with data to be made known or propositions to present or defend will be able to do so. Or with a minimum of effort and a guarantee of quality safety will be able to obtain any information.‘ “ (True Films mit einem Filmauschnitt zur Funktionsweise des „International Network for Universal Documentation“)

Die DVD mit der englischen Fassung des Films kann bei Memento Productions in Belgien direkt bestellt werden. Geliefert wird eine gepresste DVD-Video, nicht eine gebrannte DVD-R!


Wolfgang Petersen Film Collection

11. März 2008

Am 14.3.2008 erscheint eine der umfassendsten DVD-Editionen, die je einem deutschen Regisseur zuteil wurde. Die „Wolfgang Petersen Film Collection“ vereint auf 22 DVDs alle Filme dieses Regisseurs, angefangen von seinen ersten Studentenfilmen an der DFFB bis zu seinem letzten Film „Poseidon“:

Die Hochschulfilme der Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb -1967-1970): „Der Eine, der Andere“, „Ich nicht“, „Ich werde Dich töten, Wolf“

Die Fernsehfilme (1972-1978): „Anna & Totò“, „Smog“, „Van der Falk und die Reichen“, Auf’s Kreuz gelegt“, „Die Stadt im Tal“, „Stellenweise Glatteis“, „Hans im Glück“, „Vier gegen die Bank“, „Planübung“, „Die Konsequenz“, „Schwarz und Weiss, wie Tage und Nächte“

Die Tatort-Klassiker (1971-1977): „Blechschaden“, „Strandgut“, „Jagdrevier“, „Nachtfrost“, „Kurzschluss“, „Reifezeugnis“

Die Kinofilme (1972-2007): „Einer von uns Beiden“, „Das Boot – Director’s Cut“, „Die unendliche Geschichte“, „Enemy Mine – Geliebter Feind“, „Shattered – Der Tod im Spiegel“, „In the Line of Fire – Die zweite Chance“, „Outbreak – Lautlose Killer“, „Air Force One“, „Der Sturm“, „Poseidon“, „Troja – Director’s Cut“ (nach Mediabiz.)

Die Filme auf den einzelnen Discs sind in der Pressemeldung von Warner Home Video detailliert aufgeführt.

Dazu gibt es ein hundertseitiges Buch mit Informationen zu seinen Filmen, sowie ein halbstündiges Interview mit ihm. Diese Werkausgabe ist beeindruckend. Das Gesamtwerk von Wolfgang Petersen liegt hier in einer Vollständigkeit vor, wie es selbst für Filmfestivals nur schwer zusammenzutragen wäre. Besonders seine Fernsehproduktionen wären ohne diese Edition wohl kaum zugänglich gewesen.

Apropos: Der Erscheinungstermin der Werkausgabe am 14.3. ist der Geburtstag von Wolfgang Petersen (Interview aus bild.de).


Es geht nicht nur um unsere Haut

10. März 2008

Die TAZ bringt heute ein Interview mit Holger Wegemann, der einen abendfüllenden Dokumentarfilm über den Arbeitskampf der Belegschaft des Bosch-Siemens-Hausgerätewerks gegen die Schließung ihres Betriebs in Berlin-Spandau gemacht hat. „Es geht nicht nur um unsere Haut“ dokumentiert die mit 16 Tagen längste Betriebsversammlung der Bundesrepublik, auf der die Beschäftigten ihre Sache selbst in die Hand nehmen:

„Spannend wie ein Krimi dokumentiert er den erbitterten Kampf der Beschäftigten um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze im Bosch-Siemens-Hausgerätewerk in Berlin-Spandau. Er bietet ein einzigartiges Beispiel dafür, wie Menschen in bundesweiter Solidarität Widerstand gestalten können und den Weg aus der Verzweiflung zum aktiven Widerstand gehen…

Der Film zeigt das Innere des Arbeitskampfes bei BSH/Berlin: Er begleitet die streikenden Mitarbeiter Tag für Tag. Die Kamera dokumentiert Auseinandersetzungen auf Betriebsversammlungen, Demonstrationen und hitzige Diskussionen. Sie zeichnet die politischen und menschlichen Konflikte und die Stimmungsschwankungen innerhalb der Belegschaft nach. Nicht zuletzt liegt der Fokus dabei auf dem Konflikt zwischen offizieller Gewerkschaftspolitik und den Interessen und Anliegen der von Arbeitslosigkeit Bedrohten.“ (Hans-Dieter Hey: Wie man sich wehrt. In: Neue Rheinzeitung – mit Clip aus dem Film)

Der Film bietet eine Binnensicht der bundesrepublikanischen Gesellschaft, wie sie in den offiziösen Medien selten vorkommt. Die DVD des Films ist bei der Autofokus Videowerkstatt lieferbar.