Arrow Films: Michael Brooke über die Walerian Borowczyk Collection

8. Juli 2015

Auf dem soeben zu Ende gegangenen Festival Il Cinema Ritrovato wurde der Preis für die beste DVD-Box an Arrow Films für ihre Edition CAMERA OBSCURA: THE WALERIAN BOROWCZYK COLLECTION vergeben. Gewürdigt wurde die unglaubliche Sorgfalt und der Enthusiasmus, mit dem diese Sammlung der wichtigsten Filme Borowczyks geschaffen wurde:

 

An exemplary box set that displays impeccable research and thoroughness. The transfers are fantastic and even the choices made in subtitling are graphically superior compared to most of the releases we have considered. This edition of Arrow Films is a model of generosity, imagination, and intelligence in its groundwork and presentation. A work of art in itself. (Jury der DVD Awards)

Über die editorische Arbeit an solch einer Blu-ray-/ DVD-Ausgabe hat The Digital Fix drei ausführliche, sehr lesenswerte Interviews veröffentlicht, und zwar mit dem Verantwortlichen für diese Blu-ray-/DVD-Box Michael Brooke, einem ausgewiesenen Spezialisten für den osteuropäischen Film, sowie mit dem zuständigen Restaurator James White und dem Chef von Arrow Video,  Franceso Simeoni:

Man bekommt einen guten Eindruck, welche Arbeitsumgebung gebraucht wird, damit solch herausragende Editionen entstehen können.


Jan Distelmeyer: Das flexible Kino

9. Januar 2012

Lange hat man auf ein Buch zur DVD von einem der scharfsinnigsten deutschen Denker in dieser Sache gewartet. Nun ist es vom Verlag angekündigt. Im März erscheint „Das flexible Kino – Ästhetik und Dispositiv der DVD & Blu-ray“ von Jan Distelmeyer bei Bertz+Fischer. Distelmeyer hatte bereits seine Habilitation zu diesem Thema verfasst (“ DVD als Dispositiv und deren Einordnung in den medienhistorischen wie medientechnologischen Diskurs“), auf der dieses Buch wohl basiert. Der Titel irritiert allerdings ein wenig, denn das Hybridmedium DVD, entstanden aus den drei Vorläufermedien Laserdisc, CD-DA und Video-CD in einem gemeinsamen Kraftakt von Film-, Unterhaltungselektronik- und Computerindustrie als Unversalmedium für Filme, kann man nicht auf das Kino reduzieren.

Hier noch einmal der Verlagstext zu diesem Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte:

„Die Einführung der DVD hat der Filmindustrie weltweit nicht nur neue Märkte gesichert, sondern auch radikale Veränderungen der Erscheinungs- und Rezeptionsformen von Film nach sich gezogen. DVD & Blu-ray bewegen sich mit ihren Möglichkeiten und Bedingungen in einem faszinierenden Spannungsfeld: Auf der einen Seite stehen medienhistorische Traditionen, etablierte Konzepte und Nutzungsweisen des Films, auf der anderen Seite der Komplex der Digitalisierung, zu dem sowohl neuere Medien wie z.B. Computerspiele als auch Prinzipien und Mythen um Flexibilität, Mobilität und Interaktivität zählen.

Ausgehend von der Geschichte der DVD verfolgt dieses Buch die diversen Features und Angebote und untersucht die filmhistorischen, technischen und soziokulturellen Hintergründe ihres Erfolges. Damit steht unweigerlich Grundsätzliches zur Diskussion: die Frage, was Film und was »das Digitale« eigentlich ausmacht. Film-, medien- und machttheoretische Fragen zum Dispositiv der DVD & Blu-ray führen zu spannenden Beziehungen zwischen Ästhetik, Technik, Kultur und neoliberaler Ökonomie – zum Film unter dem Druck der Flexibilisierung.

Als erste deutschsprachige Monografie zum Thema erscheint Das flexible Kino zum 15. Geburtstag der DVD im März 2012.“ (Bertz + Fischer)

Als Vorgeschmack auf das Buch hier ein älterer Aufsatz des Autors zum Thema: „Was die Disc vom Film weiß: Zwei oder drei Dinge zur DVD“.


Dish – Blockbuster contra Netflix

23. September 2011

   

Dish Network / Blockbuster contra Netflix / Quikster – in den USA ist die Home Video-Schlacht voll entbrannt. Streaming, DVD-Versand, Videothek und Kabelfernsehen werden zu neuen Services gebündelt und gegen den Platzhalter Netflix in Stellung gebracht: Wer bietet mehr?

Dish bündelt Streaming, Kabelkanäle und DVD-Versand mit der Nutzung der Videothek vor Ort:

Blockbuster Movie Pass will cost $10 a month on top of the monthly Dish satellite TV bill. As part of an introductory offer, Dish is including Blockbuster Movie Pass at no extra charge with its American Top 200 package for $39.99.

Movie Pass includes access to 100,000 DVDs and Blu-ray Disc titles by-mail, 10,000 titles available to stream to the TV and 20 premium entertainment channels.“ (Home Media Magazine)

Netflix verfolgt die entgegengesetzte Strategie und spaltet sich auf.  Streaming und DVD-Versand  werden auf zwei getrennte Marken mit eigenen Gebühren verteilt, versüßt mit Videospielen als zusätzlichem Angebot beim Versand.

„Netflix is splitting its streaming and DVD services into separate brands, renaming the latter Qwikster, company CEO Reed Hastings announced in a blog post late Sept. 18.

The two services will have separate websites, and DVD-by-mail subscribers will need to use Qwikster.com to access their DVD queues, rate content and choose movies. Subscribers to both services will receive separate bills for Netflix and Qwikster…

In July Netflix announced it would charge $7.99 a month each for DVD and streaming, angering consumers who had been spending $9.99 for both. On Sept. 15 Netflix announced it expected to lose 1 million more subscribers than forecasted. (Home Media Magazine)

Der erfolgreiche DVD-Versand mit seinem breiten Angebot von ca. 100.000 Titeln, der so viel für die Filmkultur auf dem „flachen Land“ geleistet hat,  wird in die zweite Reihe verbannt und abgewertet, obwohl als Stream vermutlich kaum mehr als 20.000 Titel zur Verfügung stehen dürften. Für ein börsenorientiertes Unternehmen war das Wachstum im Versandgeschäft wohl begrenzt, auch wegen der hohen Betriebskosten in diesem Bereich.

Im Mittelpunkt steht jetzt die internationale Expansion, die mit einem DVD-Versand nicht realisierbar ist. Die daraus folgende Abhängigkeit von den Lizenzgebern wird man aber nur eingrenzen können, wenn man für diese unverzichtbar wird, also nahezu ein Monopol schaffen kann.  Die Lizenzgeber werden versuchen, dies mit allen Mitteln zu verhindern, denn sie wollen einen Markt mit vielen Lizenznehmern. Das aber widerspricht dem Konzept einer Flatrate. Wieviele Flatrates soll der „User“ zahlen? Am Ende ist das für ihn nicht mehr „flat“.

Beim Streaming wird man nicht die Titelbreite des DVD-Versands bieten können, die nahezu den gesamten Markt umfasst.  Denn beim Versand von physischen Medien kann man auf die Unabhängigkeit durch die First Sale-Doktrin bauen, die bei virtuellen Medien nicht gilt. Und es ist ein Unterschied, ob einzelne Filme als DVD oder Blu-ray auf dem Kaufmarkt miteinader konkurrieren, oder ganze Titelpools auf dem Lizenzmarkt. Da verschwindet schnell ein großer Teil von der Streamingplattform. Das Streaming-Angebot wird also weniger Titel bieten und wie die Börse sein: volatil.

Es fragt sich, ob Dish-Blockbuster gegen Netflix bestehen kann- vielleicht wenn es gelingt, mit dem vielfältigeren Angebot ein Ambiente für Filmkultur zu schaffen, das die Videotheken in ihrer Anfangszeit so attraktiv gemacht hat. Netflix wird dafür auf seine ausgefeilte Datenbanksoftware und das Web 2.0 setzen können. Letztlich jedoch entscheiden Preis und komfortables Angebot.

„Netflix’s advantage, like cable’s, is its simplicity. You pay a little bit of money every month in exchange for a wealth of entertainment. But what the company becomes now, and what its competitors become in response, will determine the future of how we watch video for years to come.“ (Tim Carmody: How the Starz-Netflix Divorce Will Remake Video.  Wired September 2, 2011)

Nachtrag vom 11.10.2011: Netflix gibt die Teilung von Streaming und Onlineversand auf. Dahinter steckt wohl eine geplatzte Übernahme des Streaming-Angebots von Netflix durch Amazon, Geld, das dringend für die Aquirierung neuer Streamingrechte gebraucht wurde und nun fehlt. Die Konzentration im Streaming-Geschäft wird dennoch weitergehen müssen, wenn man ein ähnliches Angebot wie beim Online-Versand mit 100.000 Titeln in den USA erreichen will. Doch was Streaming einmal bieten soll, gibt es bei den physischen Medien bereits: Die DVD als Universalmedium für Filme, weltweit verfügbar, sehr preiswert bei guter Qualität und mit einer Abspielbasis, die ihresgleichen sucht – und wenn man will, kann man den Film kaufen, d.h. besitzen.


Jonathan Rosenbaum: Global Discoveries on DVD

16. September 2011

Jonathan Rosenbaum hat wieder eine neue Ausgabe seiner Kolumne in Cinema Scope 47 veröffentlicht: Global Discoveries on DVD : Auterist and Non-Auterist Shopping Tips. Neugierig machen vor allem die Hinweise auf  Delamu, den ersten Dokumentarfilm von Tian Zhuangzhuang (auf DVD leider nur mit niederl. und franz. Untertiteln erhältlich) und auf die Filme von Bill Mousoulis, dem Mitbegründer von Senses of Cinema (DVD-Ausgaben in Australien).

Diesmal steht für ihn das Kino der Auteurs im Mittelpunkt, darunter auch der besondere Wert der Extras einiger DVD-Ausgaben. Man kann hier sehr schön sehen, dass ein solcher Gebrauch von DVDs wie eine Lektüre funktioniert:

„I couldn’t begin to “catch up” on all the releases that I missed covering in some fashion since my last column in Fall 2010, but I hasten to add that this has always been the case. Quite apart from everything that gets sent to me, what I see and/or have something to say about is largely and inevitably a matter of both chance and access. Thanks to having been a member of Il Cinema Ritrovato’s DVD jury for the past few years, I’ve come across many items that I never would have heard of otherwise, but even when something gets sent to me, what I wind up spending more time with usually has a lot to do with pre-existing biases, mainly auteurist, as well as various kinds of supplementary information.“ (Jonathan Rosenbaum: Global Discoveries on DVD : Auterist and Non-Auterist Shopping Tip. Cinema Scope 47)


Canyon Cinema vor dem Aus

2. April 2011

Schlechte Nachrichten aus den USA: Canyon Cinema, einer der wichtigsten Vertriebe für Experimentarfilme, ist in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Organisation, die als Kooperative für die vertretenen Filmemacher arbeitet, verwaltet einen Fundus von 3.500 Titeln, die bis in die 30er Jahre zurückreichen. Enstanden ist sie Anfang der 60ger Jahre im Wohnhaus ihres Gründers Bruce Baillie in Canyon, USA. Jetzt hat ihr Geschäftsführer Dominic Angerame die Alarmglocken geläutet.

Wie viele Experimentalvertriebe hat sich auch Canyon Cinema nicht früh genug entscheiden können, ob man seine Filme breit zugänglich machen will, oder lieber im exklusiven hochpreisigen Zirkel der Kunstwelt verweilt. So hatte man an dem Medienbruch der letzten 15 Jahre zu leiden, denn die neuen Möglichkeiten der DVD als Verbreitungsmedium wurden nicht genutzt:

„This is a very serious letter.  It was emailed to our filmmaker members and we would like to share this with the larger community.  It concerns the survival of Canyon Cinema.
As most of you probably know, film rentals over the past few years have been steadily declining. This is a result of the proliferation of digital media. Many of  Canyon’s major filmmakers who have brought substantial income to the organization have now made their work available in digital formats. Many of our renters, especially in universities, no longer have access to adequate film projection. Often after the purchase of a DVD, instructors of cinema studies continue to use the digital media and forsake the renting of the original 16mm prints. This is partly due to their own dwindling rental budgets and the lack of well functioning projectors.“  (Important Message to the Film Community)

Canyon Cinema hatte in den letzten Jahre zwar immer mehr Titel auch auf DVD zugänglich gemacht, zu angemessenen Preisen allerdings nur für individuelle Kunden, nicht für Institutionen. So konnten z. B. Bibliotheken und Videotheken keine Bestände für die individuelle Ausleihe aufbauen – sicherlich ein schwerer Marketingfehler bei der Popularisierung des Experimentalfilms und der Filmavantgarde.

Man kann nur hoffen, dass die Rettung gelingt und Canyon Cinema sich absichern kann, wie andere wichtige Vertriebe auch:

„Here are some specific examples of experimental film distribution companies modeled after Canyon Cinema currently receiving substantial funding. The Film-Makers‘ Cooperative in New York City is currently funded by the Experimental Television Center as well as New York State Council for the Arts. They have also received a life saving donation of free rental space. Light Cone in Paris is funded by several governmental agencies including Le Centre National de la Cinematographie, Le Ministere de la Culture, La Region Ile-de-France and La Ville de Paris. LUX in London is funded by the Arts Council England and the Leverhulme Foundation for Educational Activities. In Canada the Canadian Filmmaker’s Distribution Centre in Toronto is funded by the Canada Council for the Arts, Ontario Arts Council, The Ontario Trillum Foundation and the Toronto Arts Council. In Vienna, Sixpack Film is most generously supported by the Federal Ministry of Art, Culture and Education (Department for Film), City of Vienna – Department of Cultural Affairs,  the Provincial Governments of Lower Austria, Upper Austria and Salzburgh, and the Trade Association for Music and Film industry.“ (Important Message to the Film Community)

Doch Subventionen allein werden nicht helfen, wenn man sein Publikum nicht pflegt und erweitert. Wer seine Filme nur einem kleinen Zirkel, d. h. meist nur in den Metropolen bekannt macht, kann nicht reussieren. Die INDEX DVD-Edition von Sixpack Film zeigt, dass es auch anders geht. Und das Marktangebot ist noch reichhaltiger: Die Website Experimental Cinema gibt einen Überblick.


Dave Kehr: Goodbye, DVD. Hello, Future

9. März 2011

Dave Kehr geht in seinem Artikel  „Goodbye, DVD. Hello, Future“ in der New York Times  vom letzten Freitag auf die Zukunft von DVD und Blu-ray ein. Die Überschrift wurde offenbar bewusst in Anlehnung an einen anderen Beitrag gewählt, der gerade die DVD als Medium des cinephilen Diskurses gegen das Kino verteidigt, nämlich Jonathan Rosenbaums „Goodbye Cinema, Hello Cinephilia“ (siehe auch das Buch dazu).

„The times they are changing“, um einmal Bob Dylan zu zitieren. Aber singt Dave Kehr nicht das hohe Lied der Medienkonzerne? Wenn wir einmal von DTO, dem auch sehr nachteiligen Download to Own-Verfahren absehen, heißt Filme online zu nutzen meist Streaming. Das funktioniert wie die kleine Box in Luis Buñuels Film Belle de Jour, mit der ein Freier die Damen im Bordell erschreckt und fasziniert. Streaming heißt, jedes Mal wenn man hineinsehen will, muss man zahlen. Das ist der Traum aller Rechteinhaber. Und wenn es ihnen gefällt, können sie das Kästchen für immer verschließen. Den Käufer eines Films schützt jedoch der „Erschöpfungsgrundsatz“. Ihm gehört das Medium mit dem Film.  Die Rechte des Urhebers an dem „Werkstück“ sind erloschen.

Im Blog von Dave Kehr läuft unter dem Titel „Back to the Future“ zur Zeit eine spannende Diskussion um die von ihm aufgeworfenen Fragen.


Cinema Ritrovato DVD Awards 2010

30. Juni 2010

Auch in diesem Jahr werden wieder die Cinema Ritrovato DVD Awards auf dem Festival in Bologna vergeben. In den 4 Kategorien „Beste DVD 2009/2010“,  „Bestes Bonusmaterial“, „Wiederentdeckung eines vergessenen Films“ und „Bestes Boxset“ treten Neuerscheinungen aus der Zeit vom 20. April 2009 bis zum 26. April 2010 an. Doch allein die Kandidatenliste ist bereits eine heiße Empfehlung:

ALLAN DWAN, UNE LÉGENDE D’HOLLYWOOD – BOXSET
(Silver Lode, Passion, Cattle Queen of Montana, Escape to Burma, Pearl of the South Pacific, Tennessee’s Partner, Slightly Scarlet – USA/1954-1955-1956) di Allan Dwan – Carlotta Films (Francia)

BARDELYS THE MAGNIFICENT & MONTE CRISTO
(USA/1926–1922) di King Vidor, Emmet J.Flynn – Flicker Alley, LLC (USA)

IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO
(Italia–Spagna/1966) di Sergio Leone – Mondo Home Entertainment (Italia)

BY BRAKHAGE: AN ANTHOLOGY, VOLUMES ONE AND TWO

di Stan Brakhage – The Criterion Collection (USA)

UN CHIEN ANDALOU / UN PERRO ANDALUZ
(Spagna/1929) di Luis Buñuel – Filmoteca española – Societad Estatal de la Conmemoraciones Culturales (Spagna)

CITY GIRL
(USA/1930) di F.W. Murnau – Eureka Entertainment (UK)

THE COI COLLECTION VOL. 1: POLICE AND THIEVES
(GB/1947 – 1977) di Jack Lee, Budge Cooper, Jb Holmes, Norman Prouting, Max Anderson, John Waterhouse, David Cobham, Colin Leighton, John Krish – BFI Video Publishing (UK)

LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN
(Francia/1927) di Germaine Dulac – Light Cone & Paris Expérimental (Francia)

DIARES, NOTES & SKETCHES ALSO KNOWN AS WALDEN
(USA/1969) di Jonas Mekas – RE:VOIR Video (Francia)

DIE FREUDLOSE GASSE
(Germania/1925) di Georg Wilhelm Pabst – Edition Filmmuseum with Filmmuseum München
and Goethe Institut Deutschland (Germania)

UNE ENCYCLOPÉDIE HISTORIQUE DE ROBERTO ROSSELLINI
(
Blaise Pascal, Agostino d’Ippona, Cartesius, L’Età di Cosimo de Medici – Italia-Francia/1972
–1973–1974) di Roberto Rossellini – Carlotta Films (Francia)

ENGINEERS PRITE’S PROJECT
(Russia/1918) di Lev Kuleshov – Ruscico (Russia)

THE EXILES
(USA/1961) di Kent Mackenzie – Milestone Film & Video (USA)

DEL ÉXTASIS AL ARREBATO
(A Journey Through Spanish Experimental Cinema, Spagna/1957–2005) – Cameo Media S.L. / CCCB (Center for Contemporary Culture, Barcelona)

GAUMONT, LE CINÉMA PREMIER 1907–1916
(Vol. 2 – Emile Cohl, Jean Durand, L’Ecole des Buttes Chaumont) – Gaumont Vidéo (Francia)

THE GREAT CONSOLER
(Russia/1933) di Lev Kuleshov – Ruscico (Russia)

LA GUERRA FILMADA (WAR ON FILM)
(1936–1939) – Filmoteca Española (Spagna)

L’HOMME DU LARGE – ELDORADO
(1920–1921) di Marcel L’Herbier – Gaumont Vidéo (Francia)

IRISH DESTINY
(Irlanda/1926) di Issac Eppels – Irish Film Archive (Irlanda)

JEAN ROUCH – UNE AVENTURE AFRICAINE
(Francia/1931–1984) di Jean Rouch – Editions Montparnasse (Francia)

LIONEL ROGOSIN – BOXSET
(On the Bowery, Come Back Africa, Good times, wonderful times – USA/1956–1959–1965) di Lionel Rogosin – Carlotta Films (Francia)

LUDWIG II – KÖNIG VONBAYERN – DAS SCHWEIGEN AM STARNBERGER SEE
(Germania/1930–1920) di Wilhelm Dieterle, Rolf Raffé – Edition Filmmuseum with Filmmuseum München and Goethe Institut Deutschland (Germania)

MARIJKA NEVEˇRNICE
(Repubblica Ceca/1934) di Vladislav Vančura–Filmexport Home Video and National Film
Archive (Repubblica Ceca)

MISS MEND
(Russia/1926) di Boris Barnet, Fedor Ozep – Flicker Alley, LLC (USA)

NCB COLLECTION VOL. 1: PORTRAIT OF A MINER
(GB/1947 – 1978) di Jules Pinschewer, Peter Pickering, Patricia Spielman, Alun Falconer, John Reid, Gerard Bryant, Lionel Griffiths, Bill Sewell – BFI Video Publishing (UK)

OCTOBER
(Russia/1927) di Sergey Eisenstein, Grigori Aleksandrov – Ruscico (Russia)

ROBERTO ROSSELLINI’S WAR TRILOGY: ROME OPEN CITY / PAISAN / GERMANY YEAR ZERO
(Italia/1945 – 1946 – 1948) di Roberto Rossellini – The Criterion Collection (USA)

LA ROSA DI BAGDAD
(Italia/1949) di Anton Gino Domeneghini – Cinecittà Luce (Italia)

ŠESTAJA AST’ MIRA – ODINNADCATYJ
(Russia/1926–1928) di Dziga Vertov – Edition Filmmuseum with Austrian Film Museum
(Germania – Austria)

THE WOMAN IN THE WINDOW – SCARLET STREET
(USA/1944–1945) di Fritz Lang – Wild Side Video (Francia)

WUNDER DER SCHÖPFUNG
(Germania/1925) di Hanns Walter Kornblum – Edition Filmmuseum with Filmmuseum
München and Goethe Institut Deutschland (Germania)

Hier die Preisträger von 2004 bis 2009.

Die Preisträger von 2010 aus dem Blog eines der Preisrichter.



Futurezone : Kino und Internet

20. Februar 2010

Auf der Online-Seite futurezone des ORF setzt sich Ekkehard Knörer mit der allseitigen Verfügbarkeit des  Films durch Digitalisierung und Internet auseinander. Konfiguration Kino entfaltet das Thema in (bisher) 4 Aufsätzen: Das Internet als Kino der Zukunft, Netzkino: Von den Piraten lernen, Filter für die Bilderflut und Das Kinoerlebnis als Kopierschutz:

“ Die Cinephilie gehört irreduzibel zu dieser Konfiguration, sie verbindet als einziger Diskurs die sonst oft getrennten Sphären von Bildindustrie, Normalrezeption, Feuilleton und Akademie. Deshalb ist es von weit mehr als nur nebensächlicher Bedeutung, dass die Institutionen der Cinephilie – nämlich: die kuratorisch betriebenen Kinos, die einschlägigen Zeitschriften und Verlagsreihen, auch die Festivals – mit den Umbrüchen konfrontiert sind, die die Digitalisierung und das Internet brachten und bringen. Die längerfristigen Folgen sind noch kaum absehbar, aber wichtige Konfrontationslinien und neue Praktiken und erste Versuche der Reflexion zeichnen sich ab.In der Folge soll es genau darum gehen: Wie die Digitalisierung nicht nur gegenwärtige Diskurse und Praktiken des „Kinos“, sondern auch dessen Geschichte (genauer: den Blick darauf) verändert. An vielen Beispielen werde ich mich in den nächsten Wochen mit dem Wandel von Rezeptionsgewohnheiten, filmischem Material, erzählerischen Verfahren und mit der Bedeutung von Verfügbarkeit, Kopierbarkeit und der gewaltigen Ausdifferenzierung von Bewegtbildformen befassen.“ (Ekkehard Knörer in „Konfiguration Kino:  Das Internet als Kino der Zukunft“)

Bevor wir uns genauer mit diesen spannenden Thesen beschäftigen können, hier einige Anmerkungen:

  1. Wer hat am meisten für die Filmkultur in einem Land getan? Reed Hastings, der Gründer von Netflix. 100.000 Filmtitel sind auch im kleinsten Ort der USA zugänglich, recherchierbar über eine erstklassige Datenbank.
  2. Der Aufstieg der DVD als Universalmedium für die weltweite Verbreitung von Filmen ab 1998 ist eng mit der gleichzeitigen Entwicklung des World Wide Web ab 1994 verknüpft: Das Web als Vertriebs- und Verständigungsmedium. Erst dadurch konnte eine neue Form der Filmkultur entstehen – siehe Manhola Dargis: The Way We Live Now: The 21st-Century Cinephile.
  3. Onlinefilm erweitert den Radius noch einmal. Das muss nicht illegal und von schäbiger Qualität sein. Jüngstes Beispiel für ein sich immer breiter entwickelndes Angebot ist die African Film Library aus Afrika. Der südafrikanische Satelliten-TV-Konzern M-Net, ein afrikanischer Mediengigant, hat mit großen Summen die Lizenzen von über 600 afrikanischen Filmen zusammengekauft (sie wurden bisher weitgehend von Europäern gehalten!), um das afrikanische Filmerbe zu bewahren und es weltweit zugänglich zu machen. Eine Beta-Site soll diese Filme bald in HD-Qualität gegen Gebühr zugänglich machen.
  4. Filme sehen: Wichtig ist der Unterschied zwischen einem selbstleuchtenden und einem reflektierenden Display. Filme auf großer Leinwand zu sehen, ist nicht an ein Kino gebunden. Man kann es auch privat tun, gemeinsam mit Freunden, wie in einem Salon. Das geht auch öffentlich – siehe 5.
  5. Das (cinephile) Kino als kultureller Ort wird aufblühen, wenn es sich die neuen Möglichkeiten zunutze macht – siehe auch hier. Dazu ein Zitat von Dieter Kosslick:

    „Zum Beispiel haben wir hier am Potsdamer Platz den unglaublichen Luxus, neben den vielen Kinos zwei ausgewiesene Filmkunst-Institutionen zu besitzen: das Film- und Fernsehmuseum und das Arsenal. Mit beiden arbeitet die „Berlinale“ eng zusammen, wir veranstalten jährlich eine gemeinsame Retrospektive mit dem Filmmuseum, und das „Forum des jungen Films“ spielt im Arsenal. Was spricht eigentlich dagegen, unsere Häuser konzeptionell vielleicht noch enger zu vernetzen, eine Art audiovisuelles Humboldt-Forum zu errichten, mit Café, Bibliothek, Kinos und integriertem Gesamtkonzept? Mit einer freien, unabhängigen, „wilden“ Programmierung aus Historie und Gegenwart, die dazu führen könnte, dass sich die Leute, ohne erst das Programmheft studieren zu müssen, vollkommen auf uns verlassen können… Da schließt sich der Bogen zu dem, was ich am Beginn unseres Gesprächs gesagt habe: Wir treffen eine besondere Auswahl für ein offenes, interessiertes, das Kino liebendes Publikum. Ich weiß, dass auch andernorts über so etwas nachgedacht wird, in Sydney, Toronto oder Pusan. Warum also nicht in Berlin? Wenn man zehn Tage lang einen Boulevard der Stars macht, im Februar vor dem „Berlinale“-Palast, warum dann nicht auch das ganze Jahr über einen Boulevard der Filmlust?“ (Boulevard der Filmlust: Dieter Kosslick über Aufgaben, Sorgen und Visionen eines „Berlinale“-Direktors. In: Film-Dienst 3, 2010)


Kommunale Kinos und Digitalisierung

16. Januar 2010

In der Zeitschrift Recherche Film und Fernsehen ist in der Ausgabe 5/ 2009 zum Thema „Filmarchive und Digitalisierung“ ein sehr lesenswerter Artikel von Stefan Drößler erschienen, der auch die renommierte DVD-Reihe Edition Filmmuseum betreut. Unter dem Titel „Kommunale Kinos und Digitalisierung – Gedanken über die Zukunft kultureller Filmabeit“ gibt er einen kurzen Überblick über die Geschichte der Kommunalen Kinos in Deutschland seit 1963 und geht dann detailliert auf die Filmressourcen und die technischen Voraussetzungen für eine kulturelle Filmarbeit ein. Im Zeitalter der Digitalisierung erweist sich für ihn die Nutzung von DVD und Blu ray mit der ganzen Fülle des weltweiten Home Video-Markts für eine solche Arbeit als unabdingbar:

„Viel wichtiger als die verschlüsselte DCI-Technik selbst wird für die Spielstätten vermutlich etwas anderes sein: Der zweite Eingang zum Hochleistungsprojektor, über den mittels eines Scalers die diversen minderwertigen digitalen Formate interpoliert werden. Eine Blu ray oder Digibeta, machmal sogar schon eine gute DVD können auf der Leinwand Ergebnisse liefern, welche die einer 16 mm-Kopie oder einer mäßigen 35mm-Kopie leicht übertreffen. [siehe dazu auch „Scheibe statt Rolle“ von Ja-Keno Janssen. c’t 25/2009]

… Und tatsächlich tun sich heute ungeahnte Chancen auf: Jedes Kino kann sich heute eine eigene Filmsammlung mit digitalen Kopien anlegen [zur Vorführung selbstverständlich mit entsprechender Rechteklärung für nichtkommerzielle Zwecke]… Wir können heute problemlos Vorträge mit Filmausschnitten zusammenstellen und einzelne Sequenzen analysieren… die Möglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen, sind so vielfältig, wie es sich die Pioniere der kommunalen Kino-Bewegung nicht haben träumen lassen. „

Wie sehr Stefan Drößler mit seinen Gedanken auf den Punkt trifft, zeigen heute schon vollentwickelte Modelle einer neuen Form von kultureller Filmarbeit wie das jüngst eröffnete Forum des Images in Paris. Die rechtlichen Möglichkeiten im Rahmen gemeinnütziger Einrichtungen sind nämlich viel weiter gesteckt, als mancher glaubt:

„Viel unvoreingenommener als Kommunale Kinos sind in den letzten Jahren andere Einrichtungen mit den Vorteilen der digitalen Techniken umgegangen. Stadtbüchereien haben DVD-Sammlungen angelegt [wie z . B. die ZLB in Berlin] …“ (Stefan Drößler: „Kommunale Kinos und Digitalisierung – Gedanken über die Zukunft kultureller Filmabeit“)

So könnten Kommunale Kinos ohne weiteres selbst DVD-und Blu ray-Sammlungen aufbauen und diese an Privatpersonen ausleihen. Auch Sichtungsmöglichkeiten in voll ausgestatteten Einpersonenkinos sind rechtlich erlaubt, da es sich nicht um eine öffentliche Vorführung handelt.  Eine Vorführung dieser Discs im Kommunalen Kino selbst wäre dann möglich, wenn für den jeweiligen Titel beim Rechteinhaber die Genehmigung zur nichtgewerblichen öffentlichen Vorführung eingeholt und bezahlt würde. Es gibt inzwischen die ersten Firmen, die keine Kopien mehr, sondern nur noch Vorführlizenzen anbieten.


Filmzeitschrift POSITIF: ein Dossier zur DVD

18. Dezember 2009

Bisher konnte man zu Weihnachten von den „Cahiers du Cinéma“ immer ein Dossier zur DVD erwarten. In den letzten Jahren sind hier interessante Artikel zum Medium erschienen. Doch diesmal hat es neben einer Buchauswahl nur zur Vorstellung von 11 Editionen gereicht.

Dafür hat jetzt aber zum ersten Mal das Konkurrenzblatt „Positif“ in seiner Dezemberausgabe ein 25-seitiges Dossier „Le DVD: État des lieux“ veröffentlicht – hier eine Übersicht:

  • Editorial: Des DVD sous le sapin (Adrien Gombeaud)
  • Entretien avec Peter Becker: Les critères de Criterion (Michel Ciment)
  • Table ronde avec Manuel Chiche (Wild Side) , Adrienne Fréjacques (Arte ), Vincent Paul-Boncour (Carlotta) et Stéphane Roux (Gaumont): Bilans et perspectives (Philippe Rouyer)
  • Quelques DVD de cinémathèques (Hubert Niogret)
  • Les coffrets:
  1. Jeux de Lang (engl.)
  2. Allan Dwan (engl.)
  3. Max Ophuls
  4. Nikita Mikhalkov Part 1 / Part 2 (engl. Untertitel)
  5. Nuri Bilge Ceylan
  6. Nicolas Philibert
  7. Koji Wakamatsu 1, United Red Army (franz. Untertitel)
  • Dans la jungle du DVD : la prolifération des versions (François Thomas)
  • Le cinéma en Blu-ray (Pierre Eisenreich)

Bei den Interviews mit Peter Becker und dem runden Tisch mit Verantwortlichen einiger Qualitätslabels aus Frankreich geht es vor allem um die Chancen und Methoden, in der Krise mit einem Repertoire filmhistorisch bedeutender Werke am Markt zu bestehen. In Frankreich sind die Subventionen für DVDs des „Patrimoine“, also des nationalen Filmerbes, unverzichtbar.

Hubert Niogret stellt einige DVD-Editionen von Filmarchiven vor. Er widmet sich dabei besonders dem Korean Film Archive (KOFA), das für seine kontinuierliche Publikationspraxis bekannt ist.

Der umfassendste und interessanteste Artikel des Dossiers stellt die Möglichkeiten des Mediums DVD dar, verschiedene Fassungen eines Films zum Vergleich anzubieten.

Zum Schluss stellt Pierre Eisenreich kurz die Blu ray aus cineastischer Sicht vor.

„Wer die Blu ray The New World the extended cut von Terrence Malick nicht gesehen hat, hat sozusagen nichts gesehen“.

Wie muss das erst bei „Days of Heaven“ sein? – ab 23.3.2010 auf Blu ray.