Netflix und DreamWorks

5. Januar 2016

Wie die Website Home Media Magazine soeben meldet, hat das Studio Dreamworks einen Vertriebs-Deal mit dem S-VoD-Anbieter Netflix abgeschlossen. Netflix wird damit weltweit zentraler Anbieter der Produktion des Studios und bekommt auch Zugriff auf die Filmbibliothek mit den Animationsfilmen des Studios – allerdings nicht für den chinesischen Markt. Hintergrund sind die finanziellen Schwierigkeiten von Dreamworks. Das hilft Netflix, wie geplant das Angebot für Kinder auszubauen.

„Netflix and DreamWorks Animation Jan. 5 announced updates to their current multiyear deal, making Netflix the global home — outside of China — to a number of new original series from the studio. The deal also covers streaming rights to the DreamWorks Animation feature film library…

The expanded agreement with Netflix comes as DWA continues to restructure internally — a strategy that saw layoffs and the sale of capital infrastructure in 2015. The studio reported a narrowed loss of $3.5 million (from $11.9 million year-over-year) in its most-recent fiscal period.

Indeed, some Wall Street analysts contend DWA is overly dependent upon Netflix to remain afloat financially.“ (Home Media Magazine)

 


Netflix und Netflix – DVD by Mail und Streaming

28. Juli 2015

Netflix gibt es bekanntlich zweimal, einmal als den traditionellen Disc-by-mail-Versender in den USA mit einer Basis von immerhin noch 93.000 Titeln für 5.3 Mio. Abonnenten und als weltweit tätigen Streamingdienst von Filmen und Fernsehserien (sog. Subscription Video on Demand – S-VoD), der in den USA 42,3 Mio. Abonnenten hat (Stand Juli 2015).

Der Komfort des Streamings per Flatrate muss allerdings mit einem wesentlich schmaleren Filmangebot erkauft werden, das zudem bei weitem nicht so aktuell ist wie das DVD-Angebot. Da helfen auch einige wenige Eigenproduktionen wie „House of Cards“ nicht. Denn S-VoD steht vor dem Free-TV fast am Ende der Auswertungskette von Filmen, während Discs den Anfang bei der Filmauswertung für den Home-Video-Markt machen. Schließlich verdienen damit die Rechteinhaber wesentlich mehr als mit der Lizenzierung an Streamingdienste.

Und da liegt auch die Ursache für das schmale Filmangebot von S-VoD. Für Disc-by-Mail-Dienste gilt in den USA die sog. First-sale doctrine – sie können also im Markt frei auswählen, während Filme für das Streaming vom Rechteinhaber lizenziert werden müssen.

Über 50% des Gewinns von Netflix kommt heute noch aus dem Disc-by-mail-Geschäft. Wie es dort hinter den Kulissen zugeht, hat die New York Times recherchiert: Netflix Refines Its DVD-Busines, Even As Streaming Unit Booms:

„What’s interesting is that although the business is in a slow decline, there is still a huge demand there,” Mr. Breeggemann said of the DVD side, noting that Netflix had about 93,000 titles on DVD and next-day delivery service for 92 percent of its subscribers. Recently released films tend to be available only on DVD and not on the streaming service because of rights issues.“

Allerdings betreibt Netflix für sein DVD-Geschäft keine Bestandspflege mehr. Hier wird wohl auf Verschleiß gefahren, wie dieser Artikel auf KQED Arts nahelegt: For Cinephiles, Netflix is Less and Less an Option.

Aufbau und Erhaltung großer, öffentlich zugänglicher Filmbestände auf DVD und  Blu-ray wird also immer mehr zu einer gemeinnützigen Aufgabe, wie das große Bibliotheken mit Büchern schon immer gemacht haben.

Übrigens: Mr. Breeggemann hält als Spezialist für den Postversand nicht jede Neuerung für sinnvoll. Hypes sind eben manchmal nur Hypes, auch wenn sie von Jeff Bezos kommen:

Nachtrag: Nicht mehr ganz aktuell aber trotzdem interessant: The Guardian schrieb vor einem Jahr zum selben Thema. Erhellend sind vor allem die Kommentare, die den Widerspruch zwischen PR und Wirklichkeit aufreißen.


Dish – Blockbuster contra Netflix

23. September 2011

   

Dish Network / Blockbuster contra Netflix / Quikster – in den USA ist die Home Video-Schlacht voll entbrannt. Streaming, DVD-Versand, Videothek und Kabelfernsehen werden zu neuen Services gebündelt und gegen den Platzhalter Netflix in Stellung gebracht: Wer bietet mehr?

Dish bündelt Streaming, Kabelkanäle und DVD-Versand mit der Nutzung der Videothek vor Ort:

Blockbuster Movie Pass will cost $10 a month on top of the monthly Dish satellite TV bill. As part of an introductory offer, Dish is including Blockbuster Movie Pass at no extra charge with its American Top 200 package for $39.99.

Movie Pass includes access to 100,000 DVDs and Blu-ray Disc titles by-mail, 10,000 titles available to stream to the TV and 20 premium entertainment channels.“ (Home Media Magazine)

Netflix verfolgt die entgegengesetzte Strategie und spaltet sich auf.  Streaming und DVD-Versand  werden auf zwei getrennte Marken mit eigenen Gebühren verteilt, versüßt mit Videospielen als zusätzlichem Angebot beim Versand.

„Netflix is splitting its streaming and DVD services into separate brands, renaming the latter Qwikster, company CEO Reed Hastings announced in a blog post late Sept. 18.

The two services will have separate websites, and DVD-by-mail subscribers will need to use Qwikster.com to access their DVD queues, rate content and choose movies. Subscribers to both services will receive separate bills for Netflix and Qwikster…

In July Netflix announced it would charge $7.99 a month each for DVD and streaming, angering consumers who had been spending $9.99 for both. On Sept. 15 Netflix announced it expected to lose 1 million more subscribers than forecasted. (Home Media Magazine)

Der erfolgreiche DVD-Versand mit seinem breiten Angebot von ca. 100.000 Titeln, der so viel für die Filmkultur auf dem „flachen Land“ geleistet hat,  wird in die zweite Reihe verbannt und abgewertet, obwohl als Stream vermutlich kaum mehr als 20.000 Titel zur Verfügung stehen dürften. Für ein börsenorientiertes Unternehmen war das Wachstum im Versandgeschäft wohl begrenzt, auch wegen der hohen Betriebskosten in diesem Bereich.

Im Mittelpunkt steht jetzt die internationale Expansion, die mit einem DVD-Versand nicht realisierbar ist. Die daraus folgende Abhängigkeit von den Lizenzgebern wird man aber nur eingrenzen können, wenn man für diese unverzichtbar wird, also nahezu ein Monopol schaffen kann.  Die Lizenzgeber werden versuchen, dies mit allen Mitteln zu verhindern, denn sie wollen einen Markt mit vielen Lizenznehmern. Das aber widerspricht dem Konzept einer Flatrate. Wieviele Flatrates soll der „User“ zahlen? Am Ende ist das für ihn nicht mehr „flat“.

Beim Streaming wird man nicht die Titelbreite des DVD-Versands bieten können, die nahezu den gesamten Markt umfasst.  Denn beim Versand von physischen Medien kann man auf die Unabhängigkeit durch die First Sale-Doktrin bauen, die bei virtuellen Medien nicht gilt. Und es ist ein Unterschied, ob einzelne Filme als DVD oder Blu-ray auf dem Kaufmarkt miteinader konkurrieren, oder ganze Titelpools auf dem Lizenzmarkt. Da verschwindet schnell ein großer Teil von der Streamingplattform. Das Streaming-Angebot wird also weniger Titel bieten und wie die Börse sein: volatil.

Es fragt sich, ob Dish-Blockbuster gegen Netflix bestehen kann- vielleicht wenn es gelingt, mit dem vielfältigeren Angebot ein Ambiente für Filmkultur zu schaffen, das die Videotheken in ihrer Anfangszeit so attraktiv gemacht hat. Netflix wird dafür auf seine ausgefeilte Datenbanksoftware und das Web 2.0 setzen können. Letztlich jedoch entscheiden Preis und komfortables Angebot.

„Netflix’s advantage, like cable’s, is its simplicity. You pay a little bit of money every month in exchange for a wealth of entertainment. But what the company becomes now, and what its competitors become in response, will determine the future of how we watch video for years to come.“ (Tim Carmody: How the Starz-Netflix Divorce Will Remake Video.  Wired September 2, 2011)

Nachtrag vom 11.10.2011: Netflix gibt die Teilung von Streaming und Onlineversand auf. Dahinter steckt wohl eine geplatzte Übernahme des Streaming-Angebots von Netflix durch Amazon, Geld, das dringend für die Aquirierung neuer Streamingrechte gebraucht wurde und nun fehlt. Die Konzentration im Streaming-Geschäft wird dennoch weitergehen müssen, wenn man ein ähnliches Angebot wie beim Online-Versand mit 100.000 Titeln in den USA erreichen will. Doch was Streaming einmal bieten soll, gibt es bei den physischen Medien bereits: Die DVD als Universalmedium für Filme, weltweit verfügbar, sehr preiswert bei guter Qualität und mit einer Abspielbasis, die ihresgleichen sucht – und wenn man will, kann man den Film kaufen, d.h. besitzen.