In der Zeitschrift Recherche Film und Fernsehen ist in der Ausgabe 5/ 2009 zum Thema „Filmarchive und Digitalisierung“ ein sehr lesenswerter Artikel von Stefan Drößler erschienen, der auch die renommierte DVD-Reihe Edition Filmmuseum betreut. Unter dem Titel „Kommunale Kinos und Digitalisierung – Gedanken über die Zukunft kultureller Filmabeit“ gibt er einen kurzen Überblick über die Geschichte der Kommunalen Kinos in Deutschland seit 1963 und geht dann detailliert auf die Filmressourcen und die technischen Voraussetzungen für eine kulturelle Filmarbeit ein. Im Zeitalter der Digitalisierung erweist sich für ihn die Nutzung von DVD und Blu ray mit der ganzen Fülle des weltweiten Home Video-Markts für eine solche Arbeit als unabdingbar:
„Viel wichtiger als die verschlüsselte DCI-Technik selbst wird für die Spielstätten vermutlich etwas anderes sein: Der zweite Eingang zum Hochleistungsprojektor, über den mittels eines Scalers die diversen minderwertigen digitalen Formate interpoliert werden. Eine Blu ray oder Digibeta, machmal sogar schon eine gute DVD können auf der Leinwand Ergebnisse liefern, welche die einer 16 mm-Kopie oder einer mäßigen 35mm-Kopie leicht übertreffen. [siehe dazu auch „Scheibe statt Rolle“ von Ja-Keno Janssen. c’t 25/2009]
… Und tatsächlich tun sich heute ungeahnte Chancen auf: Jedes Kino kann sich heute eine eigene Filmsammlung mit digitalen Kopien anlegen [zur Vorführung selbstverständlich mit entsprechender Rechteklärung für nichtkommerzielle Zwecke]… Wir können heute problemlos Vorträge mit Filmausschnitten zusammenstellen und einzelne Sequenzen analysieren… die Möglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen, sind so vielfältig, wie es sich die Pioniere der kommunalen Kino-Bewegung nicht haben träumen lassen. „
Wie sehr Stefan Drößler mit seinen Gedanken auf den Punkt trifft, zeigen heute schon vollentwickelte Modelle einer neuen Form von kultureller Filmarbeit wie das jüngst eröffnete Forum des Images in Paris. Die rechtlichen Möglichkeiten im Rahmen gemeinnütziger Einrichtungen sind nämlich viel weiter gesteckt, als mancher glaubt:
„Viel unvoreingenommener als Kommunale Kinos sind in den letzten Jahren andere Einrichtungen mit den Vorteilen der digitalen Techniken umgegangen. Stadtbüchereien haben DVD-Sammlungen angelegt [wie z . B. die ZLB in Berlin] …“ (Stefan Drößler: „Kommunale Kinos und Digitalisierung – Gedanken über die Zukunft kultureller Filmabeit“)
So könnten Kommunale Kinos ohne weiteres selbst DVD-und Blu ray-Sammlungen aufbauen und diese an Privatpersonen ausleihen. Auch Sichtungsmöglichkeiten in voll ausgestatteten Einpersonenkinos sind rechtlich erlaubt, da es sich nicht um eine öffentliche Vorführung handelt. Eine Vorführung dieser Discs im Kommunalen Kino selbst wäre dann möglich, wenn für den jeweiligen Titel beim Rechteinhaber die Genehmigung zur nichtgewerblichen öffentlichen Vorführung eingeholt und bezahlt würde. Es gibt inzwischen die ersten Firmen, die keine Kopien mehr, sondern nur noch Vorführlizenzen anbieten.