Cinema Guild – ein neues DVD-Label

15. April 2009

Bisher war The Cinema Guild als renommiertes Label auf dem US-amerikanischen Educational Market bekannt. Man veröffentlichte für Bildungseinrichtungen wie Universitäten hochpreisige Filme mit öffentlichem Vorführrecht. Doch jetzt forciert Cinema Guild den Ausbau eines neuen Home Video Labels (Presseerklärung), und das hat es in sich. Das Programm wird zielstrebig erweitert. Heute wurde die Vertragsunterzeichnung mit Project X von Oliver Groom bekannt:

„Philip Hobel, Chairman of The Cinema Guild, and Oliver Groom, President of Toronto-based Project X Distribution, announced today an exclusive home video partnership between the two companies. Eleven Project X titles, previously released in the U.S. by defunct New Yorker Home Video under a service arrangement, will now be available through the Cinema Guild’s new home video label. The Cinema Guild will also handle the DVD releases of new Project X titles.

The first release will be Christian Petzold’s debut feature, “The State I Am In” on July 28, 2009, followed by Peter Watkins’ 14 hour peace documentary “The Journey.”

“It’s very important for Project X to find the right like-minded company to team up with and I’m very much looking forward to working with the guys at The Cinema Guild,” commented Oliver Groom, President of Project X Distribution, in a statement. “Furthermore, between us we now have 4 films by the German director Christian Petzold under one roof. He’s a rising star in world cinema.” (indieWIRE)

vollständige Presseerklärung: „Project X signs exclusive home video deal with Cinema Guild“ (15.4.2009):

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Michel Gondry 2

15. April 2009

Wie DVDuell berichtet, hat Michel Gondry nach seiner ersten DVD auf dem Directors Label von Palm Pictures nun eine zweite Disc mit weiteren Musikvideos veröffentlicht. Michel Gondry 2: More Videos (Before and After DVD 1)“ läßt uns an weiteren genialen Werken dieser Bildopern der Popmusik teilhaben:

„Michel Gondry’s music videos feel as if they’ve been downloaded directly from his subconscious. Sometimes, they play like perfectly reconstructed dreams; at other times, they are pure, childlike invention; unfailingly, they are a reminder that Gondry is one of the most rambunctiously talented filmmakers working today.“ (Ain’it Cool News, 14.4.2009 mit einem Interview des Regisseurs)


Die Unberührbare, eine Anita G. der Wende

15. April 2009

Zwei große Klassiker des deutschen Films: „Abschied von gestern“ (1965/ 1966) und „Die Unberührbare“ (1999/ 2000), zwei große Schwarzweiss-Filme, zwei Filme über deutsche Wirklichkeiten in Umbruchzeiten. Die unberührbare Hanna Flanders erscheint als späte Schwester von Anita Grün, sozusagen eine Anita G. der Wendezeit.

Der Film erzählt die Geschichte von Anita Grün, 1937 in Leipzig geboren, in der Nazizeit als Jüdin vom Schulbesuch ausgeschlossen, die nun, 1957 im Westen versucht, wieder Fuß zu fassen. Alexander Kluge bemerkt: „Anita G. ist ein Mädchen, das nie richtig erzogen worden ist, weder im Dritten Reich noch in der DDR.“ Als sie in den Westen kommt, gelingt es ihr nicht, sich anzupassen. Schuld daran ist die herzlose, bürokratische Gesellschaft.‘ „ (Abschied von gestern)

Es ist falsch anzunehmen, „Die Unberührbare“ lege den Finger „nur“ auf eine persönliche Wunde, dazu war Gisela Elsner vielleicht auch schon immer eine zu öffentliche, zu artifizielle Person. „Du verwechselst mich mit meinem Make-up“, sagt sie einmal zu ihrem Ex-Ehemann, doch dem Sohn gelingt es, nicht nur das Bild der Mutter abzuschminken, sondern auch das der Realität, in der sie sich bewegte…

Endlich einmal schafft es ein deutscher Spielfilm, sich aus der West-Perspektive mit der Zeit der Wende auseinanderzusetzen, in der die Linke sich in Ohnmachtserklärungen erging, die bundesdeutschen Feuilletons nichts weiter taten, als die Verstrickungen der Ost-Schriftsteller zu sezieren, und der Konservativismus der Ära Kohl fröhliche Urstände feierte. Und endlich einmal spürt man etwas von der Depression, von dem Schock (als Kehrseite der allgemeinen Euphorie), den der Fall der Mauer im deutschen Westen auslöste.

Roehler folgt der Kunstgestalt Hanna Flanders wie einem Seismographen durch die deutsche Geschichte zweier Jahre, und plötzlich scheint diese Frau nicht länger „unberührbar“, sondern umgekehrt, zu berührbar.“ (Veronika Rall: Die Unberührbare. Oskar Roehler berichtet von den letzten Tagen im Leben seiner Mutter Gisela Elsner. In: epd Film, Nr. 5, 02.05.2000).

„Die Unberührbare“ spiegelt sich in „Abschied von gestern“, der zu einer Zeit erschien, als Gisela Elsner mit ihrem ersten Roman Furore machte. Beide Filme sind auf merkwürdige Weise miteinander verbunden, als könnte der zweite die Vollendung des ersten sein. Auch „Die Unberührbare“ ist ein Abschied von gestern.

Die besondere Sicht beider Filme auf dieses Land verdankt sich vor allem auch den herausragenden Kameramännern, Thomas Mauch und Edgar Reitz bei „Abschied von gestern“, Hagen Bogdanski bei „Die Unberührbare“. Die Verwandtschaft beider Filme spürt man nur, wenn man sie sieht, nicht, wenn man über sie liest.


Versailles

9. April 2009

In Frankreich ist gestern der Film „Versailles (Schnitt.de) des langjährigen Drehbuchautors Pierre Schoeller auf DVD erschienen – leider ohne englische oder deutsche Untertitel. Schoellers erste eigene Regiearbeit zeigt das Leben eines Außenseiters, der im Wald direkt neben dem titelgebenden Schloss haust und dem über Nacht ein Kind zufällt (Interview dazu mit dem Regisseur).

Im Spiegel der Bauten von Versailles formuliert der Regisseur einen Plot, wie er in dem amerikanischen Film Wendy and Lucy vor der Folie der US-Gesellschaft erscheint, für französische Verhältnisse ganz anders:

„The woods surrounding the Palace of Versailles serves as a real-life metaphor for the stark disparity between wealth and poverty, privilege and exclusion in Pierre Schöller’s sobering and unsentimental tale of two cities, Versailles

Schöller incisively illustrates the parallel, surrogate relationships formed among the marginalized – the poor, homeless, and elderly – that redefine the notion of family and community. By chronicling elliptical, transitory moments in the lives of people living under the shadows of a gleaming Versailles, Schöller not only reflects the transient nature of their threadbare existence, but also confronts the eroded revolutionary ideals of an inclusive, egalitarian society that these unregistered, shadow communities represent. (Strictly Film School)

Herausragend sind die beiden Hauptdarsteller Guilleaume Depardieu in seiner letzte Rolle zwei Monate vor seinem tragischen Tod und der kleine Max Baissette de Malglaive:

„… intense, authentic performances and handsome cinematography make this somewhat thin tale redeem itself over time. It’s sui generis style may eventually earn it a following. Depardieu and de Malglaive almost deserve comparison with Lamberto Maggiorani and Enzo Staiola of De Sica’s ‚Bicycle Thief.‘ Like Staiola, young de Malglaive seems well on is way to a film career, with a couple more film roles already under his belt. Depardieu has an edge and an innate marginality himself, an emotional transparency, that combine to give his Damien memorable authenticity and life…

It has a kind of poignancy given French cinema’s loss of the talented, doomed Guillaume Depardieu, and it’s hard to watch him struggling to breathe in an outdoor winter sequence knowing that he died of pneumonia two months after the film’s release. With this role (as well as Rivette’s ‚Duchess of Langeais‘ and Verheyde’s ‚Stella’just to name recent roles),‘ it’s clear that with Guillaume’s passing we lost greatness. (Chris Knipp, IMDb)


BFI Flipside

9. April 2009

Ab Mai 2009 gibt das BFI die neue Reihe Flipside mit schrägen britische Filmen heraus, die bisher nicht angemessen beachtet worden sind. Alle drei Monate sollen drei Titel auf auf DVD und Blu ray erscheinen, deren HD Master von restaurierten Filmelementen hergestellt worden sind. Alle Discs werden mit zahlreichen Extras ausgestattet sein und Booklets mit Essays zu den Filmen enthalten.

„Developed from its popular monthly screening slot at BFI Southbank, the BFI’s Flipside series on DVD and Blu-ray is designed to revisit and reappraise British films that have slipped through the cracks of cinema history – films that were overlooked, marginalised, or undervalued at the original time of release, or sit outside the established canon of recognised classics.“ (BFI)

Das erste Set wird Richard Lesters schwarze Komödie The Bed Sitting Room (1969) über das Leben nach einem (ganz kurzen) Nuklearkrieg und Arnold Louis Millers ‘shockumentaries’ London in the Raw (1964) und Primitive London (1965) umfassen. „The Bed Sitting Room“ ist eine echte Entdeckung:

„This vividly imagined, darkly satirical filmic vision of a post apocalyptic England, directed by Richard Lester (A Hard Day’s Night, How I Won the War, The Knack), is based on the highly-regarded play by Spike Milligan and John Antrobus. It also boasts great performances by the cream of ‘60s British comedy and acting talent: Rita Tushingham, Ralph Richardson, Peter Cook, Harry Secombe, Dudley Moore, Spike Milligan, Michael Horden, Roy Kinnear, Arthur Lowe, Dandy Nichols and Marty Feldman.

Sam Dunn [ex Tartan], Head of BFI Video Publishing, comments: ‘Lots of people talk about “lost classics”, but The Bed Sitting Room is a film that truly deserves that description. It beggars belief that such a startling piece of British cinema could have remained hidden away for so long.’ (BFI)


RUSCICO Diamant

9. April 2009

Das russische DVD-Label RUSCICO, bekannt für sein Restaurierungsprogramm russischer Klassiker, hat zusammen mit dem deutschen Mailorder-Anbieter Petershop im letzten Jahr ein neues Label aufgelegt. Die Reihe Diamant bietet die restaurierten Klassiker von RUSCICO erstmals mit deutschsprachigen Menüs und Covern an. Alle Filme haben zur russischen Originalfassung auch deutsche und russische Untertitel. Die DVDs kosten nur 9,99 Euro. Dafür fehlen die sonst üblichen englischen Sprachfassungen, die Untertitel in anderen Sprachen und bei Doppeldisc-Editionen die zweite DVD mit den Extras.

Erschienen sind bisher 20 Titel, davon die Hälfte Kinderfilme, u. a. von Aleksandr Rou. Die deutschsprachigen Fassungen dieser Filme gibt es meist bei Icestorm auf DVD, da die DEFA-Stiftung die Rechte für diese Synchronisationen inne hat.