Keiichi Tanaami auf DVD

28. Januar 2012

Zeichentrick aus Japan, das sind nicht nur die Figuren mit den Kulleraugen aus den Anime-Fabriken. In Frankreich ist eine DVD mit Werken des japanischen Künstlers Keiichi Tanaami (Deutsch) erschienen. „Un portrait de KEIICHI TANAAMI „  versammelt 14 experimentelle Arbeiten von 1975  bis 2009. Die 90minütige DVD wird zusammen mit einem Buch angeboten, das die Vorlagen für die Filme enthält, und ist bei dem Animationsspezialisten HEEZA erhältlich. Mehr zu Keiichi Tanaami von Helmut Herbst bei Arte.

Die Filme sprechen für sich.


Histoire(s) du Cinéma aus Australien

26. Januar 2012

Godards großer Kinoessay (Interview) ist in verschiedenen Fassungen auf DVD erschienen, die französische (Kritik), in der nur die Hauptstimme englisch untertitelt ist, mit ihren Beigaben (zwei Pressekonferenzen mit Jean-Luc Godard  und die von Anne-Marie Miéville erstellte Film-Geschichte „2 x 50 Jahre des französischen Kinos), die britische mit ihrer akribischen Übersetzung auch der Dialoge der Filmzitate, die spanische und amerikanische (Kritik), die deutsche nur in der synchronisierten Fassung (mit einem Text von Klaus Theweleit) und die neidvoll beäugte, aber für nicht des Japanischen Kundige unzugängliche erste DVD-Ausgabe überhaupt in Japan. Diese weist alle Zitate in pop-ups nach, die man auf Wunsch an den jeweiligen Stellen anklicken kann. Für die Nachweise ist man sonst auf die Liste von Céline Scemana angewiesen.

Doch seit letztem Jahr gibt es die australische Ausgabe von Madman Entertainment, für die Adrian Martin und Felicity Chaplin von der Monash University alle  Zitate – Filme, Musik und Texte – in einer gesonderten englischen Untertitelspur identifiziert haben – ein wesentliches Element für das Verständnis dieses Werks, das nicht nur formal auf der Montage als filmische Technik gründet:

„Godards Arbeit an der Geschichte und den Geschichten des Kinos in Histoire(s) du Cinéma (F 1988–1998) geht davon aus, dass Kino aus eigener Kraft Geschichte hervorbringt, dass der Film die Geschichte und das Gedächtnis des 20. Jahrhunderts verändert hat und dass die große, die einzige Erfindung des Kinos die Montage war. Das Kino ermöglicht – durch Montage von Kinogeschichte(n) mit Geschichte – eine andere Form zu denken, ein filmisches Denken in Bildern. Um diese Form, diese Bilder des Denkens (und nicht etwa um Chronologie) geht es Godard in den Histoire(s) du Cinéma.“ Kino Arsenal

Und auch für Spiegel-Journalisten dürfte es nun einfacher werden:

»„Geschichte(n) des Kinos“ ist eine multimediale Collage. … Ein Bildersturm, von dem man sich überwältigen lassen muss oder entnervt den Faden verliert. Aber versucht man alle Zitate in Godards Monstercollage zu erkennen, wird das Werk zu einem rasanten Ratespiel für Film-Nerds.« SPIEGEL ONLINE

Auf die  Entstehungsgeschichte von Godard’s Filmessay geht dieser französische Text des Ciné-club de Caen ein.


Jan Distelmeyer: Das flexible Kino

9. Januar 2012

Lange hat man auf ein Buch zur DVD von einem der scharfsinnigsten deutschen Denker in dieser Sache gewartet. Nun ist es vom Verlag angekündigt. Im März erscheint „Das flexible Kino – Ästhetik und Dispositiv der DVD & Blu-ray“ von Jan Distelmeyer bei Bertz+Fischer. Distelmeyer hatte bereits seine Habilitation zu diesem Thema verfasst (“ DVD als Dispositiv und deren Einordnung in den medienhistorischen wie medientechnologischen Diskurs“), auf der dieses Buch wohl basiert. Der Titel irritiert allerdings ein wenig, denn das Hybridmedium DVD, entstanden aus den drei Vorläufermedien Laserdisc, CD-DA und Video-CD in einem gemeinsamen Kraftakt von Film-, Unterhaltungselektronik- und Computerindustrie als Unversalmedium für Filme, kann man nicht auf das Kino reduzieren.

Hier noch einmal der Verlagstext zu diesem Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte:

„Die Einführung der DVD hat der Filmindustrie weltweit nicht nur neue Märkte gesichert, sondern auch radikale Veränderungen der Erscheinungs- und Rezeptionsformen von Film nach sich gezogen. DVD & Blu-ray bewegen sich mit ihren Möglichkeiten und Bedingungen in einem faszinierenden Spannungsfeld: Auf der einen Seite stehen medienhistorische Traditionen, etablierte Konzepte und Nutzungsweisen des Films, auf der anderen Seite der Komplex der Digitalisierung, zu dem sowohl neuere Medien wie z.B. Computerspiele als auch Prinzipien und Mythen um Flexibilität, Mobilität und Interaktivität zählen.

Ausgehend von der Geschichte der DVD verfolgt dieses Buch die diversen Features und Angebote und untersucht die filmhistorischen, technischen und soziokulturellen Hintergründe ihres Erfolges. Damit steht unweigerlich Grundsätzliches zur Diskussion: die Frage, was Film und was »das Digitale« eigentlich ausmacht. Film-, medien- und machttheoretische Fragen zum Dispositiv der DVD & Blu-ray führen zu spannenden Beziehungen zwischen Ästhetik, Technik, Kultur und neoliberaler Ökonomie – zum Film unter dem Druck der Flexibilisierung.

Als erste deutschsprachige Monografie zum Thema erscheint Das flexible Kino zum 15. Geburtstag der DVD im März 2012.“ (Bertz + Fischer)

Als Vorgeschmack auf das Buch hier ein älterer Aufsatz des Autors zum Thema: „Was die Disc vom Film weiß: Zwei oder drei Dinge zur DVD“.