Leo Hurwitz auf DVD

17. April 2012

Die schwedische Kulturorganisation Filmcentrum hat schon 2006 10 Filme von Leo Hurwitz auf DVD herausgebracht, allerdings zu einem institutionellen Preis. Diesen Hinweis verdanken wir Jonathan Rosenbaum, der in seiner Kolumne in Cinema Scope aus Bologna von den DVD-Awards des Festivals Cinema Ritrovato berichtet hat, wo Alexander Horwath diese Edition als preiswürdig vorgeschlagen hatte.

Leo Hurwitz ist heute nahezu vergessen, gehört als Pionier des dokumentarischen Films der 30er Jahre jedoch zu den bedeutendsten Dokumentaristen der USA.  Die New York Times hat anläßlich seines Todes 1991 einen kurzen Überblick über sein Schaffen gegeben („Leo Hurwitz, 81, Blacklisted Maker Of Documentaries“). Trotz politischer Verfolgung hat er es sich nicht nehmen lassen, immer weiter zu arbeiten. Sein Hauptwerk ist der fast 4stündige Film „Dialogue with a woman departed“ (1981) über seine 1971 verstorbene Frau Peggy Lawson.

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit hatte dieses Werk im November 1981 als Film des Monats ausgewählt.

In Deutschland ist wenig über Leo Hurwitz erschienen, wenn man einmal vom Sonderheft der Zeitschrift „Filmkritik“ von 1979 absieht (FILMKRITIK. 23. Jahrgang 1979. Nr. 2. LEO T. HURWITZ.. Marxistische Filmproduktion in Amerika 1931 – 1942.)

     „Leo T. Hurwitz, hierzulande fast unbekannt war einer der wichtigsten amerikanischen DokumentarfilmRegisseure der dreißiger und vierziger Jahre („China Strikes Back“), später einer der Pioniere des amerikanischen Fernsehens. Sein einziger Spielfilm, „Native Land“, gehört zu den wenigen Beispielen marxistisch geprägten Kinos in den USA. Diesem Mann, der die sozialkritische amerikanische Dokumentarfilm Bewegung der Roosevelt Ära entscheidend beeinflußte, hat jetzt die Zeitschrift „Filmkritik“ ein Sonderheft gewidmet: mit ausführlichen Materialien von und über Hurwitz, einem Interview und Dokumenten zum zeitgeschichtlichen Hintergrund.“ (DIE ZEIT, 16.3.1979 Nr. 12)

Die 5 DVDs des Filmcentrums wurden von Ingela Romare herausgegeben.  Ihr Film über Hurwitz, die 6. DVD in dieser Reihe, ist offenbar nicht englisch untertitelt.


Global Discoveries on DVD von Jonathan Rosenbaum

14. April 2012

Zwei Nachträge von Jonathan Rosenbaums Kolumne zu speziellen DVD-Ausgaben aus Nr. 49 und Nr. 48 der kanadischen Filmzeitschrift Cinema Scope, wie immer: Not to be missed!   Alle früheren Kolumnen mit zahlreichen Tipps zu seltenen DVD-Editionen sind ab Nummer 30 im Webarchiv der Zeitschrift abrufbar.

Inzwischen ist zwar schon Heft 50 erschienen, aber noch nicht auf der Website gelistet.

Nachtrag: Hier die aktuelle Kolumne von Jonathan Rosenbaum aus Heft 50 zu seinen „Global Discoveries on DVD | A Few Items You May Not Know About“.

Die dort genannte Box mit Filmen von Sara Driver „Driver X 4: The Lost and Found Films of Sara Driver“ ist inzwischen in Kanada bestellbar. Dasselbe gilt für die Videobriefe einiger Filmemacher „Todas las cartas:  Correspondencias filmicas“ in Spanien.


Hollywood lässt 35mm-Film fallen

14. April 2012

… und das hat Folgen. In der LA Weekly vom letzten Donnerstag beschreibt sie Gendy Alimurung in einem längeren Artikel und läßt bedeutende Archivare wie wie Ross Lipman vom UCLA Film & Television Archive zu Wort kommen, dem zweitgrößten Filmarchiv der USA. Der Medienwandel vom Zelluloid zu Bits und Bytes beschwört eine ähnliche Situation wie beim Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm herauf, doch paradoxerweise in umgekehrter Form.  Das Archiv wird mit Angeboten zur Einlagerung von 35mm-Filmen überschwemmt, weil die Firmen ihre Lager mit dem „überholten“ Format räumen wollen. Damals wurden aus den gleichen Motiven die „veralteten“ Stummfilme vernichtet und es gründeten sich daraufhin die ersten Filmarchive. Anders als damals ist heute aber nicht das alte Format, sondern das neue digitale gefährdet, denn es läßt sich viel schwerer dauerhaft archivieren. Der Vertrieb digitaler Filme spart Kosten, doch sie zu erhalten ist elfmal teurer. Die Zukunft der Filmkunst ist also stärker bedroht als ihre Vergangenheit.

Gendy Alimurung berichtet auch von einer Initiative von Regisseuren, die ihr Recht auf Wahlfreiheit des Filmformats gegenüber den Studios verteidigen wollen.

„Movie Studios Are Forcing Hollywood to Abandon 35mm Film. But the Consequences of Going Digital Are Vast, and Troubling“ ist ein lesenswertes Stück Filmjournalismus.

 

Eine gute Ergänzung zum Thema und dabei mehr in die Tiefe gehend: David Bordwells „Pandora’s digital box: From films to files“ vom Februar dieses Jahres. Alle weiteren 6 Artikel zu „Pandora’s digital box“ auf der Website von Kristin Thompson and David Bordwell.