Kihachiro Kawamoto

27. August 2010

Ein großer Meister des japanischen Puppentrickfilms ist tot: Kahachiro Kawamoto. David Hudson würdigt ihn im Mubi-Blog.

Die Gelegenheit sein Werk kennenzulernen bietet nur die DVD. Bei Kino in New York ist sein Hauptwerk Shisha no Sho (The Book of the Dead) erschienen, ebenso wie eine Sammlung kürzerer Arbeiten (The Exquisite Short Films of Kihachiro Kawamoto). In Japan ist eine noch eine umfangreichere Sammlung mit 11 Filmen erhältlich (Kihachiro Kawamoto Sakuhin shu), ebenfalls mit englischen Untertiteln (Trailer zu allen Filmen auf dieser DVD geben einen Eindruck von seinem Stil ). In Frankreich ist die von ihm angeregte Sammlung in Form einer Renku-Dichtung Fuyu no hi (JOURS D’HIVER) auf Französisch erschienen – die japanische Version ist als erweiterte Spezialedition in Japan erhältlich – beide DVD-Ausgaben allerdings ohne englische Untertitel (Überblick über das Werk).

Bei Kihachiro Kawamoto verbinden sich künstlerische Technik und spirituelles Denken. In einem Interview mit Midnight Eye hat er sich zu seiner Arbeit geäußert:

„Why are you making A Book of a Dead Person now?

As I mentioned at the beginning, I wanted to express my wishes about relieving those dead people’s souls from this world chaos using the original Japanese Buddhist teachings of relieving suffering. This original Japanese Buddhist concept is different from Yasukuni shrine’s idea. No matter who it is, either an enemy or a friend, the souls of the people who have been killed need to be relieved. That is the Japanese original teaching that came from Buddhism. I am showing this concept from the original teachings through the main character in A Book of a Dead Person – the princess of the Fujiwara family…

Buddha says that life is suffering and there are four basic sufferings: birth, disease, aging and dying. These are the four major sufferings in a person’s life. There are a further four sufferings that Buddha spoke about. These are having to meet people you find annoying, being parted from a loved one, not getting the things you desire, and the sufferings of the mind and body. In order to get rid of those sufferings one must achieve a state of „satori“, or enlightenment. This is the theme of Travel.

All of these elements of the eight sufferings are contained within that movie [Tabi- Travel, 1973]. The main character of the girl wonders if the Indian man she meets might be her lover from a former life. There’s a scene where she drops the statue she is holding.

A Book of a Dead Person is basically about these very same themes.“ (Midnight Eye)


Dharavi – Slum for Sale

21. August 2010

Wie leben eigentlich Menschen außerhalb der wohlhabenden Teile der Erde und was bedeutet Gentrifizierung für sie? Der Film „Dharavi – Slum for Sale“ führt uns in das am dichtesten besiedelte Gebiet der Welt, das Viertel Dharavi in Mumbai (siehe Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung pdf).  Es soll privaten Investoren zur stadtplanerischen Aufwertung übergeben werden. Was das für die 800.000 Einwohner bedeuten würde, untersucht Lutz Konermann in seinem Film.

Letzte Woche ist „Dharavi – Slum for Sale “ in der Schweiz auf DVD erschienen.

„Seine emotionale wie visuelle Intensität gewinnt der Film dabei insbesondere durch die respektvolle Begegnung mit den Slumbewohnern, deren Leben Konermann und Appleby über eine längere Zeit begleitet und in meist zurückhaltend beobachteten Szenen eingefangen haben. Dabei ist es gerade die – scheinbare – Normalität der Armut, die umso erschütternder das Ausmass der Not deutlich macht…

«Dharavi, Slum für Sale» erschüttert mit harten Kontrastbildern und entlarvt die Blindheit eines neoliberalen Planers wie Mukesh Mehta und seiner Entourage. Doch den Filmemachern ist weit mehr gelungen, nämlich in der Geschichte eines Ortes und seiner Bewohner komplexe globale Zusammenhänge aufzuzeigen – in einem gleichermassen informativen wie spannungsvollen Film.“  (Bettina Spoerri, NZZ)


The Man Who Shot Chinatown

18. August 2010

Der Film von Axel Schill und Stephanie Bahr über den Kameramann John A. Alonzo ist bei den Filmemachern selbst auf DVD erhältlich. „The Man Who Shot Chinatown“ (Presseheft) ist die seltene Hommage auf einen derjenigen, deren Beitrag zum Film meistens unterschätzt wird:

„Er hatte ein ausgezeichnetes Gefühl für die Dramaturgie einer Szene, und ihm war die Bedeutung von Licht und Bewegung als zentrale Elemente der visuellen Gestaltung immer bewusst. Seine vielfältigen Erfahrungen als Schauspieler, Dokumentarfilmer, Fotograf, Bildhauer und Regisseur prägten seinen einzigartigen Stil, und so setzte er im Gegensatz zu manch anderen »Directors of Photography« nur soviel Technik wie unbedingt nötig ein und schwenkte am liebsten selbst die Kamera. Seine Karriere und Anerkennung in Hollywood musste er sich hart erkämpfen..“ (Real Fiction)

Mit seinem Kamerastil prägte er den Look des New Hollywood. Der gesellschaftskritischen Grundhaltung dieser Filme entsprach durchaus auch die Lebenshaltung von John A. Alonzo, der sich als Sohn von Immigranten unter harten Bedingungen nach oben arbeiten musste und es zum ersten Kameramann mexikanischer Abstammung in der amerikanischen Filmindustrie brachte:

„Alonzo sorgte immer für eine ethnische Vielfalt in seiner Kamera-Crew, und auch sein Engagement innerhalb der „Local 600“ ( Kameragewerkschaft) die veralteten Strukturen aufzubrechen und somit eine effektivere Nachwuchsförderung zu ermöglichen, zahlte sich aus. “ (Presseheft)

Die beiden Filmemacher lernten John A. Alonzo als Nachbarn in Los Angeles kennen. Ale er viel zu früh starb, entschlossen sie sich, einen Film über den großen Unbekannten zu drehen.  Die Regisseure William Friedkin, Mike Figgis, John McNaughton und Michael Crichton, sowie Kollegen wie Haskell Wexler würdigen darin die Arbeit von John A. Alonzo. Wexler hat sich sicherlich auch dem Stil Alonzos verbunden gefühlt.


Captured: America in Color from 1939-1943

12. August 2010

Jack Whinery, homesteader, and his family. Pie Town, New Mexico, October 1940. Reproduction from color slide. Photo by Russell Lee [Archivordner]. Prints and Photographs Division. c Library of Congress

Die Denver Post hat in ihrem Blog  unter dem Titel Captured: America in Color from 1939-1943 einige Farbphotos der Farm Security Association / Office of War Information aus der Zeit von 1939-1943 ins Netz gestellt.

Während die Schwarzweiß-Photos, u. a. von Walker Evans, Dorothea Lange, Russell Lee, Arthur Rothstein, Ben Shahn, Jack Delano, Marion Post Wolcott, Gordon Parks, John Vachon und Carl Mydans längst zu Klassikern geworden sind, blieben die Farbphotos, meist Kodachrome-Dias, weitgehend unbekannt. Die Austrahlung dieser Bilder, die ein weitgehend unbekanntes Amerika aus der Vorkriegszeit zeigen, ist gewaltig.

Einer der Bearbeiter der Sammlung war ab 1956 übrigens Edgar Breitenbach (siehe auch hier), der 1933 von den Nazis aus Deutschland vertrieben wurde und 1945 als amerikanischer Kulturoffizier zurückkehrte und hier maßgeblich das deutsche Bibliothekswesen förderte, u. a. durch den Aufbau der Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin. Als ihm die Leitung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz angetragen wurde, verzichtete er zu Gunsten der Prints and Photographs Division der Library of Congress.


Underworld / Last Command / Docks of New York

11. August 2010

Diese DVD-Edition ist sicherlich einer der Höhepunkte des Jahres: 3 Silent Classics by Josef von Sternberg. Wie sehr haben viele nach diesen Filmen gesucht, um die sich in den vergangenen Jahrzehnten ein regelrechter Mythos gebildet hatte. Von Sternbergs „The Last Command“ und „The Docks of New York“ waren bisher nur auf VHS-Kassette  erhältlich, „Underworld“ blieb bisher völlig unzugänglich. Jetzt liegen sie in digital restaurierter Fassung vor. Ein Stück Filmgeschichte ist quasi aus dem Nichts wieder aufgetaucht.

Die Edition von Criterion bietet folgende Extras:

  • Six scores: by Robert Israel for all three films, Alloy Orchestra for Underworld and The Last Command;, and Donald Sosin and Joanna Seaton for The Docks of New York
  • Two new visual essays, one by UCLA film professor Janet Bergstrom [Underworld: How It Came to Be] and the other by film scholar Tag Gallagher [Von Sternberg Till ‘29]
  • Swedish television interview from 1968 with director Josef von Sternberg
  • PLUS: A ninety-six-page booklet featuring essays by Geoffrey O’Brien, Anton Kaes, and Luc Sante; notes on the scores by the composers; Ben Hecht’s original story for Underworld; and an excerpt from von Sternberg’s autobiography, Fun in a Chinese Laundry, on actor Emil Jannings (Criterion)

Wie bei kaum einer anderen DVD-Edition wird man diese Filme immer wieder sehen wollen, besonders „The Docks of New York“, der in seiner Schönheit „Sunrise“ durchaus gleichkommt:

„… von Sternberg’s unsentimental poetic realism ennobles his lower-class protagonists through beauty. Classic.“ (Ned Pinkerton: The Docks of New York at Film Forum. The Village Voice,  Mar 16 2010)

„As scholar Janet Bergstrom—our guest on February 8—has written, “Sternberg’s films cannot be appreciated—not really—unless they are projected onto the big screen. . . . [They] move you toward an unexpected, imaginary world built up through detail, with orchestrated light and shadow, movements in and out of visibility . . . making you want to see more.”“ (BAM /PFA Berkeley)

Man sollte diese Filme also mit einem Projektor auf einer Leinwand anschauen. Übrigens: Der Regisseur Josef von Sternberg war auch Mitglied des Verbands der Kameraleute, der A.S.C.


Kim Dong Won Collection

7. August 2010

In Korea ist eine umfangreiche Edition mit Werken des Dokumentaristen Kim Dong-won erschienen. Die Kim Dong Won Collection umfasst auf 4 DVDs 14 Filme und 90 Minuten Extras.

An die Öffentlichkeit trat Kim Dong-won mit „The Sang Kyedong Olympics“ über den Kampf eines Stadtteils gegen Abriss und Vertreibung für die Bauten der Olypischen Sommerspiele 1988  in Seoul. Er drehte über 3 Jahre und lebte dabei mit den Einwohnern zusammen. Sein berühmtester Film, sicherlich einer der bedeutendsten koreanischen Dokumentarfilme, ist „Repatriation“ über die Freilassung nordkoreanischer Spione. Auf die Frage bei seinem Abschied von den Freunden der Deutschen Kinemathek, welche Filme ihn in seinem Leben stark berührt hätten, nannte Ulrich Gregor u. a. diesen Film.

Für den unabhängigen koreanischen Dokumentarfilm hat Kim Dong-won eine wichtige Rolle gespielt.


Sweetgrass auf DVD

5. August 2010

In den USA ist die Dokumentation „Sweetgrass“, ein Film über einen großen Schaftreck in Montana, auf DVD erschienen. 8 Jahre haben Ilisa Barbash und Lucien Castaing-Taylor gedreht, um die harte Arbeit einiger weniger „Cowboys“ mit ca. 3.000 Schafen in einer eindrucksvollen Landschaft zu zeigen.

Der Film wurde von Kritikern in den USA einhellig gefeiert. Er erinnert an „Grass“ (1924) von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack über den Zug von 50.000 Bakhtiari mit einer halben Million Tieren.

„Shot by Mr. Castaing-Taylor, who, from all the tail-level visuals seems to have spent a lot of time crouching or on his knees, “Sweetgrass” is often astonishingly beautiful, even if the image quality of the video sometimes disappoints. Mr. Castaing-Taylor has an extraordinary eye: he takes you right into the center of the herd so it almost feels as if you’re jostling alongside the animals as they rush for food or surge up a ravine. As can be the case with some observational movies, the absence of narration proves very freeing: without a voice chattering in your ear, you can immerse yourself in the movie on your own terms as you watch and really listen to the people, the animals, the whole blooming, buzzing confusion.

The movie truly belongs to the sheep, which turn out to be fascinating, almost hypnotic subjects for the camera, whether they’re comically bleating at one another like rush-hour subway riders or swarming across the range like a single organism. (Manohla Dargis: Montana Cowboys Lead, Coax and Cajole Their Charges Amid a Chorus of Bleats. New York Times)


Im Insektengarten von Jean-Henri Fabre

4. August 2010

1879 kauft der Entomologe, Freidenker und Pädagoge Jean-Henri Fabre (1823-1915)  ein Stück Land in der Provence, sein Harmas, wie er es nannte, um fast 40 Jahre lang Insekten zu studieren. 4.000 Seiten sind daraus entstanden, die jetzt auf Deutsch im Verlag Matthes &  Seitz erscheinen:

„Es verbindet die sorgfältige und genaue Beschreibung von Insektenbeobachtungen mit persönlichen Erinnerungen, mit Schilderungen der Menschen und der Natur seiner südfranzösischen Heimat und mit Gedichten in französischer und occitanischer Sprache. Besonders in Japan wird Fabre geehrt als ein Mann, der in vorbildlicher Weise naturwissenschaftliche und literarische Bildung verbunden hat. In Deutschland waren Fabre und seine Souvenirs Entomologiques weitgehend unbekannt geblieben.“ (Wikipedia)

Bernhard Koch hat einen Dokumentarfilm über diesen Insektengarten und die vier Männer gedreht, die am Garten und an der Edition des 10-bändigen Werks  arbeiten:

„Der Film L‘ HARMAS – DAS BRACHLAND entführt in Fabres wunderbaren Insektengarten, beschreibt, wie ungewöhnlich ein Stück Weltliteratur ins Deutsche übertragen wird und beobachtet, wie faszinierend es sein kann Insekten zu beobachten und zu zeichnen. Der Film begleitet die erste, vollständig ins Deutsche übersetzte Ausgabe der „Erinnerungen eines Insektenforschers“, die ab 2010 im Verlag Matthes und Seitz Berlin in 10 Bänden erscheint – in der Übersetzung von Friedrich Koch und mit Federzeichnungen von Christian Thanhäuser.“ (Matthes & Seitz)


Karel Vachek auf DVD

3. August 2010

Hans-Joachim Schlegel weist im neuen Film-Dienst (16/2010) auf den tschechischen Filmemacher Karel Vachek hin.

Bereits seinen Diplomfilm „Moravský Hellas“ („Ein mährisches Hellas“, 1963) ließ der CSSR-Präsident Antonín Novotný verbieten. Der Film dokumentierte die stalinistische Disziplinierung und „Musealisierung“ der mährischen „Volkskunst“ (Schlegel).  Mit „Wahlverwandschaften“ („Sprízneni volbou“) schuf Karel Vachek einen Schlüsselfilm des „Prager Frühlings“. Die Dokumentation der ersten demokratischen Präsedentschaftswahl von Ludvik Svoboda wurde erstmals mit leichten 16mm-Kameras und Synchronton gedreht, schon technisch ein Affront gegen den stalinistischen Terror des Drehbuchs. Als Unterzeichner der Charta 77 musste er das Land verlassen, kehrte aber aus materiellen Gründen 1984 zurück und schlug sich als Heizer und Lastwagenfahrer durch. Nach der „Wende“ drehte er mehrere lange Dokumentationen:

„Vachek versteht sich als „Aufklärer“, der mit rationalen wie poetischen Diskursen gegen die Verbiegungen der Wirklichkeit durch offizielle Losungen und Rituale rebelliert (in diesem Film zählt ein Vergleich von KPÈ-Demonstrationen mit den Vorbereitungen auf den Papst-Besuch dazu)… Vachek versteht sich allerdings nicht als Surrealist, sondern als „radikaler Realist“, für den die äußere Wirklichkeit lediglich eine ideologisch und poetisch zu demontierende Sichtblende der eigentlichen, aber verdrängten Wirklichkeit ist.

Mit einem einzigen Kamerablick ist so etwas natürlich nicht zu schaffen: Vachek umkreist ein und dasselbe Wirklichkeitsphänomen stets mit mehreren, möglichst kontroversen Ansichten. Seine Filme sind deshalb auch entsprechend lang, für tradierte Sehgewohnheiten geradezu provokant lang, was das Publikum in enthusiastische Anhänger und radikale Gegner spaltet, selbst seine Studenten in den Dokumentarfilm-Klassen an der FAMU, wo er seit 1994 unterrichtet. Zum Problem der für ihn unabdingbaren Filmlänge verweist Vachek auf die Romane von James Joyce, der in „Ulysses“ einen einzigen Tages im Leben eines einfachen Versicherungsagenten auf unendlich vielen Seiten beschreibt. Sein 207 Minuten langer „Neuer Hyperion oder Freiheit Gleichheit, Brüderlichkeit“ war denn auch der Auftakt zu Vacheks Tetralogie „Malý kapitalista“ („Der kleine Kapitalist“), zu der außerdem zählen: „Co dìlat? Cesta z Prahy do Èeského Krumlova aneb Jak sem sestavoval novou vládu“ („Was tun? Eine Reise von Prag nach Böhmisch-Krumlau, oder: Wie ich eine neue Regierung bildete“, 1996, 216 Min.), „Bohemia docta aneb Labyrint svìta a lusthaus srdce [Bozská komedia]“ („Bohemia docta, oder Das Labyrinth der Welt und das Lusthaus des Herzens [eine göttliche Komödie“], 2000, 254 Min.) und „Kto bude hlídat hlídaèe? Dalibor aneb Klièk chaloupce strýèka Toma“ („Wer wird den Wächter bewachen? Dalibor oder ein Schlüssel zu Onkel Toms Hütte“, 2002, 242 Min.).

Wer sich von den barock verschlüsselten Titeln nicht abschrecken und sich auf die extremen Längen einlässt, der hat selbst dann intellektuell wie emotional hohen Gewinn, wenn er ihnen inhaltlich bzw. ästhetisch nicht zustimmt. Karel Vachek, der schon rein äußerlich wie die Kreuzung eines altgriechischen Philosophen mit Hašeks Švejk erscheint, betreibt seine bildlichen und verbalen Demontagen des vordergründig Sichtbaren mit einem Wechselspiel analytischer wie poetisch-assoziativer, philosophisch tiefschürfender, aber auch grob satirischer Diskurse. Lachen, zu dem auch selbstironisches Kichern gehört, ist für Vachek eine strategisch wichtige Waffe: 2004 veröffentlichte er seine „Theorie der Materie“ („Teorie hmoty“) mit dem Untertitel „Über das innere Lachen, die Spaltung des Denkens und die zentrale Rolle des Schicksals“. (Hans-Joachim Schlegel: Provokationen eines ewigen Dissidenten. Film-Dienst 16/2010)

Sein Gesamtwerk ist in Tschechien auf DVD mit englischen Untertiteln lieferbar, einzeln oder als Edition.


Schamanen im Blinden Land

2. August 2010

„Schamanen im Blinden Land“ (198o) , das Epos über den asiatischen Schamanismus, wie er sich bei den Nördlichen Magar in abgelegenen Bergregionen West-Nepals erhalten hat, ist beim Völkerkundemuseum der Universität Zürich auf DVD lieferbar.

Der Regisseur und längjährige Direktor des Museums Michael Oppitz hat ihn dort bei seiner Pensionierung 2008 in Begleitung zu einer großen Ausstellung über die schamanische Trommel herausgebracht:

„Er war sieben Jahre in Nepal gewesen, wo er das kleine Bergvolk der nördlichen Magar erforschte. Daraus ging unter anderem der vierstündige Film «Schamanen im Blinden Land» hervor, der zum Klassiker avancierte und in Kunstkreisen, etwa für Joseph Beuys, Kultstatus erreichte. Kaum ein anderer Dokumentarfilm dokumentiert so präzis hochkomplexe Rituale und ist zugleich so schön, sinnlich und spannend, ja mythisch [Kamera: u. a.  Jörg Jeshel].

… Lange reiste er herum, vor allem zu Fuss, auf der Suche nach einer vom Staat und von den «Hochreligionen» Buddhismus und Hinduismus möglichst unbehelligten Gesellschaft. Der Schamanismus, die traditionelle Religion, ist nicht verschriftlicht, besitzt kein Dogma. Er wird mündlich weitergegeben, verändert sich permanent und bleibt sich zugleich treu. «Die Schamanen», sagt Oppitz, «sind Performer, Künstler, die Grenzen überschreiten und aufheben, insbesondere jene zwischen Profan und Sakral. Sie sind ausgesprochene Individualisten – das Gegenstück zum Beamten.» (David Signer: Neurosen aus Nepal)

Ebenfalls erschienen ist eine Doppel-DVD mit nichtverwendetem Material: „Schamanen im Blinden Land“ neu ans Licht geholt: Ungenutztes Film- und Zusatzmaterial.