Joris Ivens Digital

28. April 2007

Die Europeese Stichting Joris Ivens arbeitet weiter am angekündigten Joris Ivens-DVD Boxset. Im letzten Heft ihres jährlichen Newsmagazins The Ivens Yearly Nr. 12 ist ein Bericht über die Arbeit an diesem Boxset erschienen: Joris Ivens Digital: Some practical experiences with the production of the Joris Ivens DVD boxset. André Stufkens, Direktor der Stiftung, beschreibt die komplexe Arbeit der Restaurierung und Digitalisierung und schließt mit diesem Satz:

„… new media can offer their predecessors, the classic movies, the chance of a second, third or multiple life, so that future generations can continue to enjoy works by pioneers of cinema“ (André Stufkens)

Auf die Edition der Filme dieses bedeutenden Dokumentaristen des zwanzigsten Jahrhunderts, der Filme von 1928 bis 1989 gemacht hat, darf man gespannt sein.

Apropos: Auf Seite 24 des Newsmagazins The Ivens Yearly Nr. 12 erläutert Leonard Retel Helmrich Technik und Hintergründe seiner speziellen Kameraarbeit: „The intensity of the „single-shot-cinema“.


Leonard Retel Helmrich

28. April 2007

„Usama wackelt mit den Hüften“ heißt der Artikel in der heutigen TAZ, in dem sich Christina Nord mit dem niederländisch-indonesischen Filmemacher Leonard Retel Helmrich beschäftigt. Ihm war eines der beiden Ateliers beim Festival Visions du Réel in Nyon gewidmet. Im Mittelpunkt der Kritik steht sein neuer Film „Promised Paradise“ (2006). Sein zweiteiliges Porträt einer christlichen indonesischen Familie, „De Stand Van de Zon“ (2001) und „De Stand Van De Maan“ (2004) – ebenfalls in Nyon aufgeführt – ist eine Langzeitbeobachtung,

“ … in deren Mittelpunkt eine indonesische Familie steht. Indem er Rumidjah, die Söhne Dwi und Bakti und die Enkelin Tari begleitet, erfasst Retel Helmrich, wie sich das südostasiatische Land im vergangenen Jahrzehnt entwickelt hat: Die Entmachtung des Generals Suharto, die Abwertung der Rupie und die anschließenden Proteste, die Attentate auf Bali und in Jakarta – all dies spielt in den Film hinein.“ (Christina Nord)

Die beiden Filme sind in den Niederlanden seit einem Jahr als Doppel-DVD mit englischen Untertiteln lieferbar. Der letzte Teil der Trilogie, „De Stand Van de Sterren“ (Shape of the Stars), in dem der Sohn für die Heirat seiner Freundin zum Islam übertritt, wird zur Zeit gedreht.

Nachtrag vom 11.7.2011:

Soeben kündet Filmfreak in den Niederlanden das Erscheinen aller 3 Teile auf DVD an – leider nur mit niederländischen Untertiteln:

Stand van de Sterren is het laatste deel uit de veelgeprezen trilogie van Leonard Retel Helmrich die verder Stand van de Zon en Stand van de Maan omvat. De drie documentaires leggen de levens van een Indonesische familie vast, tegen de achtergrond van een veranderend land. Niet alleen in Nederland maar ook ver daarbuiten zijn de films, en met name Stand van de Sterren, een buitengewoon groot succes. Zo won de film al verschillende belangrijke filmprijzen en werd deze recentelijk aangekocht door de Amerikaanse betaalzender HBO. Hieronder leest u meer over het succesverhaal van deze Nederlandse documentaire.
De films zijn sinds kort uit op dvd. De trilogie is als box verkrijgbaar maar de verschillende delen zijn ook afzonderlijk op dvd verschenen. (Filmfreak)

Immerhin liegen nun Master für die DVD-Pressung vor, so dass die Trilogie vielleicht bald auch irgendwo mit englischen Untertiteln erscheint.


Mitsuharu Inoue

28. April 2007

Facets in Chicago kündigt für Juni den Dokumentarfilm „A Dedicated Life“ (Zenshin shosetsuka, 1994) von Kazuo Hara über den japanischen Schriftsteller Mitsuharu Inoue an. Mit diesem Film treffen zwei ungewöhnliche Persönlichkeiten aufeinander: Der Filmemacher Kazuo Hara, bekannt für seine kontroversen Sujets (“I make bitter films. I hate mainstream society”), und Mitsuharu Inoue, der kommunistische Schriftsteller, den Hara zehn Jahre dabei begleitet, wie er im Kampf gegen den Leberkrebs sein Leben lebt.

„A Dedicated Life“ is both a tribute to the work of the controversial Japanese writer Mitsuharu Inoue and a study of his death from cancer. Despite its length, Kazuo Hara’s intimate study of a likable and courageous man is riveting viewing, and, in the end, extremely moving… Hara’s unflinching study of a dying man brings fresh insight into the human condition. It’s a demanding, but most impressive, film portrait.“ (David Stratton, Variety 1995)

Drei weitere Filme von Kazuo Hara sind ebenfalls in diesem Jahr bei Facets erschienen.


Theater-Edition

27. April 2007

Der Theaterkanal des ZDF , der Friedrich Berlin Verlag und die Edition BelAir haben eine Theater-Edition auf DVD gestartet. 3 Ausgaben sind bisher erschienen – vielgesuchte Inszenierungen, die jedenfalls in Bibliotheken immer wieder nachgefragt werden: Andrea Breths Emilia Galotti, Peter Steins Faust und Der Kick von Andreas Veiel. Herausgegeben wird die Reihe von Wolfgang Bergmann, dem Leiter des ZDFtheaterkanal.

Theaterinszenierungen auf DVD gehören zum meistunterschätzten Marktsegment des Videomarkts. Das Potential ist beträchtlich. Allein 3 Millionen Schüler besuchen Gymnasien und integrierte Gesamtschulen. Sie erwarten im Literaturunterricht der höheren Klassen heutzutage mehr als nur den Text im Reclam-Bändchen. Deshalb kann man nur hoffen, dass es von Seiten der Herausgeber nicht bei Kostproben bleiben wird. Ein großes Repertoire aus dem Fundus des ZDF sollte nach und nach verfügbar sein, so dass tatsächlich „eine visuelle Enzyklopädie des Theaters“ (Wolfgang Bergmann) entsteht.

Wenn die einzelnen Ausgaben sorgfältig ediert, mit qualitätvollem Bonusmaterial ausgestattet und professionell vermarket werden, dürfte der Erfolg garantiert sein. Dies wäre ein Weg, das deutschsprachige Theater auch dort breiter bekannt zu machen, wo die großen Häuser weit sind. Das ästhetische Potential solcher DVD-Ausgaben steht Spielfilmen auf DVD in nichts nach. Wer Andrea Breths Don Carlos in der Fernsehregie von Peter Schönhofer in einer Videoprojektion auf großer Leinwand gesehen hat, weiß, was damit gemeint ist.


Hitler – ein Film aus Deutschland

27. April 2007

Die Filmgalerie 451 kündigt soeben für Ende Mai in der Revolver Edition die DVD von Hitler -ein Film aus Deutschland in ungekürzter, autorisierter deutscher und englischer Fassung an. Damit erscheint dieses Werk des in Deutschland verkannten Filmemachers Hans Jürgen Syberberg zum ersten Mal auf DVD. Die VHS-Fassung des BFI ist vergriffen. Anlässlich der DVD-Edition dieses bedeutenden Werks zeigt die Berliner Volksbühne den siebenstündigen Film am 6. Mai in Anwesenheit des Regisseurs. Hans Jürgen Syberberg wird am 7. Mai um 20 Uhr zu Gast sein bei Revolver Live! # 15 im Prater, Kastanienallee 7-9.


Academia Film Olomouc

27. April 2007

Letzte Woche ist das 42. internationale Festival Academia Film Olomouc des populärwissenschaftlichen und dokumentarischen Films in Olomouc in Tschechien zu Ende gegangen. Der Wettbewerb war in zwei Sektionen für tschechische und für internationale Filme aufgeteilt. Mitglieder der internationalen Jury waren u.a. Alison Griffiths, die über die Darstellung von Gruppen in frühen ethnologischen Filmen geforscht hat, Lisa Cartwright, bekannt für ihr Buch „Screening the Body: Tracing Medicine’s Visual Culture über die Abbildung des weiblichen Körpers in Medizinfilmen, und Hans-Joachim Schlegel, Filmwissenschaftler und Spezialist für den osteuropäischen Film.

Eröffnet wurde das Festival mit dem schwedischen Film „The Planet“ . Ehrengast des Festivals war Albert Barillé, dessen populärwissenschaftliche Animationsserien „Es war einmal … der Mensch“ und „Es war einmal … das Leben “ sich in Kinderbibliotheken immer noch großer Resonanz erfreuen. Im Mittelpunkt der Retrospektive stand Vladimir Kobrin , der mit einer ganz eigenen Filmsprache für seine Wissenschaftsfilme bei den sowjetischen Filmoffiziellen wenig Anklang fand, dennoch aber eine Arbeitsgruppe unter seiner Leitung aufbauen konnte. Mehr dazu in der Presseinformation des Festivals. „Seeing the Body“ war ein weiteres Segment des Festivals:

“The Human body is the entrance to knowledge of all sorts. It is a visual center of the world inspiring fine artists as well as biologists. It is both material and spiritual, it embodies power and beauty as well as weakness and illness. We want to offer even such controversial perspectives.” (Petr Bilik, Leiter des Festivals)


Roland Collection

26. April 2007

Die Roland Collection ist online verfügbar. 400 Filme aus allen Bereichen der Kunst – das sind 300 Stunden Film mit 26 Millionen digitalen Einzelbildern in einer Auflösung von 1024 X 768 Pixeln – können mit jedem Breitbandanschluss (2 MB) im full screen-Format betrachtet werden. Alle Filme wurden vom Filmnegativ oder vom 1″-Band gemastert. Verschiedene Abrechnungsmodelle für Bibliotheken, Universitäten, Museen und Einzelpersonen erlauben eine differenzierte Nutzung, entweder als Abo für bestimmte Zeiten oder per Einzelabrechnung mit FILMview Tickets. Auch Download bei schmalbandigen Anschlüssen oder Intranetlösungen mit Festplattenspeicher sind möglich. Der reich illustrierte Druckkatalog kann als pdf kostenlos ausgedruckt werden

Damit steht eine bedeutende Sammlung von Filmen zur Kunst überall zur Verfügung. Der Sammler Anthony Roland hat sie über Jahrzehnte aufgebaut. Auf der Website mit ihrer differenzierten systematischen Erschließung kann man sich selbst ein Bild von der Vielfalt der Sammlung machen. Alle Filme sind auch als VHS-Kassette erhältlich (600 Filme – Preise im alten Katalog). In Deutschland können sie im überregionalen Leihverkehr der Bibliotheken von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (Katalog) bestellt werden.


DVD und Kino

25. April 2007

Im neuen Heft des Film-Dienst bewertet der Leiter der Oberhausener Kurzfilmtage in einem Interview die Rolle der DVD für die Filmkultur: „Öffentlichkeit schaffen – wie die DVD Kino und Gesellschaft verändert“. Ähnliche Thesen hatte Lars Henrik Gass schon in der FAZ vom 10.1.2006 vorgetragen. Hier einige Zitate aus dem neuen Film-Dienst:

„Was passiert mit dem Film, wenn ich ihn aus dem Kino, der Kollektivrezeption herausnehme und in den privaten Raum versetze? Er wird mittels Pausenmöglichkeit, Vorspulen, Überspringen einem individuellen Zeitbedürfnis und Zugriff unterworfen, das schon vom Fernsehen her vertraute Zapping regiert. Der Film wird in dem Moment ein anderer sein, wenn ich ihn, allein in meinem privaten Raum, manipulieren und unterbrechen kann, statt im Kino, in diesem dunklen Raum, zu einer Wahrnehmung gezwungen zu sein, die nicht meine eigene ist.“

… und weiter:

„Ich denke, dass man die von mir beschriebene Entwicklung im Zusammenhang mit einem Verfall von politischer Kultur insgesamt betrachten muss. Das Subjekt vor einem DVD-Player ist das gleiche wie das politische Subjekt der westlichen Demokratien, das alle vier, fünf Jahre sein Kreuz machen darf. Das ist eine Wahl, die eigentlich keine ist, eine Öffentlichkeit, die keine mehr ist.“

„Was aktuell im Internet an Gemeinschaftsphänomenen zu beobachten ist, versucht, individuellen Anliegen und Bedürfnissen nach Kommunikation zu entsprechen; das ist gut und wichtig, aber auch ein wenig exhibitionistisch. Auch in den prominenten Foren wie Youtube trifft der Befund zu, dass mir eine Wahl mehr suggeriert wird als dass sie stattfindet. Ständig geht es bloß darum, Best-of-Listen von allem Möglichen zu erstellen. Vergleiche ich das mit der kinospezifischen Kollektivrezeption, in der ich mich einer Wahrnehmung ausliefere, dann wird hier das Subjekt reduziert auf eine entpolitisierte Form der Teilnahme.“

Für Lars Henrik Gass soll dagegen das Filmfestival zum Wahrer der Filmkultur werden, wie er schon bei seiner Eröffnungsrede im letzten Jahr in Oberhausen betonte. Allerdings ist der sog. „festival circuit“ schon heute ein fester Bestandteil der von ihm so kritisch gesehenen neuen Form des Umgangs mit Film – siehe The 21st Century Cinephile. Ob die von Lars Henrik Gass vorgetragenen Thesen der Wirklichkeit standhalten, lässt sich gut in einem Aufsatz aus dem Sammelband Cinephilia (S. 111) überprüfen: In „Ravenous Cinephiles: Cinephilia, Internet and Online Film Communities“ beschreibt Melis Behlis ihre Erfahrungen in Istanbul und New York. Nur DVD und Internet (zum Bestellen, Informieren und Diskutieren) erlauben den meisten Filminteressierten einen Zugang zu den gewünschten Filmen – das ist in Oberhausen nicht anders als in Istanbul.


Filmbutikken

25. April 2007

Filmbutikken, der Shop des norwegischen Filminstituts, bietet eine Funktion, um norwegische Filme auf DVD mit englischen Untertiteln aus seinem Angebot zu filtern. Unter den z.Zt. 69 Titeln finden sich viele interessante Filme, die nur hier zugänglich sind, u.a. einige der Grande Dame des norwegischen Kinos, Edith Carlmar. Hauke Lange Fuchs von den Nordischen Filmtagen in Lübeck schrieb 2002 dazu:

„Edith Carlmar war 1949 mit „Døden er et kjærtegn“ („Der Tod hat dich lieb“) die erste Frau, die in Norwegen Regie bei einem Spielfilm führte. In den folgenden Jahren drehte sie zehn populäre Spielfilme, einige Melodramen und leichte Komödien und wird heute – 90-jährig – „wiederentdeckt“ und als norwegische Filmpionierin gefeiert. Sie war es auch, die Liv Ullmanns Talent entdeckte: sie gab 1957 der damals 17-Jährigen in einem ihrer Filme die erste kleine Filmrolle und 1959 in ihrem letzten Film „Ung flukt“ („Frühehe“ / „Die jungen Sünder“) die erste Hauptrolle.“

Bei Filmbutikken gibt es aber noch mehr zu entdecken, z. B. Bent Hamers unterkühlte Beobachtung „Eggs“ , oder zahlreiche interessante Dokumentationen, z.B. die finnische Reflektion über den Krieg in Tschetschenien von Pirjo Honkasalo „Three Rooms of Melancholia“ (deutsche Beschreibung) .

Nachtrag vom 14.4.2008: Die norwegische DVD von „Eggs“ hat entgegen allgemeiner Ankündigung keine englischen Untertitel – schade, auch wenn es ein Film mit wenigen Dialogen ist.


Marcel Pagnol

24. April 2007

Die Compagnie Méditérranéenne de Films in Boulogne-Billancourt hat einen weiteren Film von Marcel Pagnol in einer restaurierten Fassung auf DVD mit deutschen Untertiteln herausgegeben. Auch andere Ausgaben dieser Reihe mit restaurierten Filmen haben deutsche Untertitel: Topaz , Le Schpountz und die Trilogie Marius, Fanny, César über seine Heimatstadt Marseille. Demnächst erscheinen Nais und die Dokumentation „Marcel Pagnol, un auteur à la caméra“ (Jean-Francois Bedel, 1995). Die mit Kommentaren und Interviews ausgestattete, dreiteilige DVD mit den Filmen „Manon des Sources“ und Ugolin“ hat leider keine deutschen oder englischen Untertitel. Marcel Pagnols Filme sind ebenso sinnlich wie seine Literatur. Er wurde damit zum Vorbild für die einflussreichste Filmströmung des 20. Jahrhunderts, den italienischen Neorealismus.