Wer keinen Pass hat, ist ein Hund

In der Schweiz ist Bruno Molls Film über Bertolt Brecht in der Schweiz auf DVD erschienen. „Wer keinen Pass hat, ist ein Hund“ entblättert das besondere Verhältnis des Schriftstellers zu diesem Land. Es ist vor allem ein Film über das Exil. Deshalb steht am Anfang auch der spezielle Bücherfreund Dr. Joseph Goebbels: „Der kommende deutsche Mensch wird nicht nur ein Mensch des Buches, sondern auch ein Mensch des Charakters sein. Und dazu wollen wir euch erziehen. Und deshalb tut ihr gut daran um diese mitternächtliche Stunde, den Ungeist der Vergangenheit den Flammen anzuvertrauen.“ – darunter auch die Werke Brechts.

„Warum die Schweiz? Für Regisseur und Zeitzeuge Ettore Cella war Brechts Entscheid verständlich. Er war ein deutscher Dichter, er wollte, dass seine Sprache verstanden wird. Überdies war die Schweiz nach dem Krieg der einzige Ort, in dem Theaterhäuser in deutscher Sprache nicht geschlossen beziehungsweise zerbombt waren. Brechts Entscheid hing vielleicht auch mit Erinnerungen ans Tessin zusammen, die erste Station seines Exils, 1933, oder mit seinen Erinnerungen an Uraufführungen einiger seiner bedeutendsten Stücke während des Krieges. Max Frisch hierzu: «Ich erinnere mich, wie ich Brecht im November 1947 wenig Tage nach seinem Eintreffen in Europa zum ersten Mal gesehen habe, in der kleinen bücherreichen Wohnung von Kurt Hirschfeld, Dramaturg des Zürcher Schauspielhauses, das drei Brechtstücke uraufgeführt hat: 1940 ‹Mutter Courage›, 1942 ‹Der gute Mensch von Sezuan›, 1943 ‹Galileo Galilei›. Brecht sass da, wie man ihn von wenigen Fotos kannte, auf der Bank ganz in der Ecke. Grau, still, schmal, wach, etwas verkrochen. Ein Mann in der Fremde, die aber wieder seine Sprache spricht.“ („Brecht war ein Sans-Papiers!“. In: Vorwärts, 11.8.2006, S. 7)

Ein Film, in dem nicht die historischen Fakten im Vordergrund stehen, sondern die Stimmungslage, in denen sich Brecht in diesen Zeiten des Exils befand – mit Benno Besson, Alois Bommer, Ettore Cella, Andreas Kriegenburg, Regine Lutz, Bruno Margadant, Valeria Steinmann, Halard Thor und Werner Wüthrich.

Die DVD-R kann bei artfilm.ch, dieser erstklassigen Website zum Schweizer Film, direkt bestellt werden. Zu Brecht in der Schweiz siehe auch „Bertolt Brechts vergessenes Zürcher Arbeitsdepot entdeckt“ (FAZ.net, 2. Oktober 2003)

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